Der König erst gar finster sah; doch lachen mußt' er bald.
„Du trittst in die goldne Halle da wie in den grünen Wald.
Du nimmst die Schüssel von Königs Tisch, wie man Äpfel
bricht vom Baum; du holst wie aus dem Brunnen frisch meines
roten Weines Schaum."
„Die Bän'rin schöpft aus dem Brunnen frisch; die bricht
die Äpfel vom Baum. Meiner Mutter ziemet Wildbret und Fisch,
ihr roten Weines Schaum."
„Ist deine Mutter so edle Dam', wie du berühmst, mein
Kind! So hat sie wohl ein Schloß lustsam und stattlich
Hofgesind?
Sag' an, wer ist denn ihr Truchseß? Sag an, wer ist
ihr Schenk?" „Meine rechte Hand ist ihr Truchseß, meine linke,
die ist ihr Schenk."
„Sag an, wer ist ihr Wächter treu?" „Mein' Augen blau
allstund." „Sag an, wer ist ihr Sänger frei?" „De^ist mein
roter Mund."t
„Die Dom' hat wackre Diener, traun! Doch liebt sie sondre
Livrei, wie Regenbogen anzuschau'n, mit Farben mancherlei."
„Ich hab' bezwungen der Knaben acht von jedem Viertel
der Stadt; die haben mir als Zins gebracht vierfältig Tuch
zur Wat."
„Die Dame hat nach meinem Sinn den besten Diener der
Welt. Sie ift^wohl Bettlerkönigin, die off'ne Tafel hält?
So edle Dame darf nW fern von meinem Hofe sein.
Wohlauf, drei Damen! Aus, drei Herrn! Führt sie zu mir herein!"
'Ulein,Roland.trägt den Becher flink hinaus zum Prunk-
gemach; drei Damen, auf des Königs Wink, drei Ritter folgen nach.
Es stund nur an eine kleine Weil'; der König schaut in
die Ferm. Da kehren schon zurück mit Eil' die Damen und die
Herrn, j
Der König ruft mit einem Mal: „Hilf, Himmel! Seh' ich
recht? Ich hab',verspottet im offnen Saal mein eigenes Geschlecht.
Hlls, Himmel! Schwester Berta, bleich, im grauen Pilger-
gewand! Hilf, Himmel, in meinem Prunksaal reich, den Bettel¬
stab in der Hand!"
Frau Berta fällt zu Füßen ihm, das bleiche Frauenbild.
Da regt sich plötzlich der alte Grimm; er blickt sie an so wild.