Full text: Erstes Lesebuch für die Mittelstufe (Teil 3, [Schülerband])

6. In Haus und Hos. 111 
5. Und fängt es endlich an zu schnein, 
dann kommt ein winziges Königlein, 
das kümmert sich nicht um Eis und Schnee, 
dem tun auch Sturm und Frost nicht weh. 
6. Das ist ein frisches Sängerblut 
und wahrt sich immer den frohen Mut 
und schlüpft durch die Hecken und singt so klar, 
als wär' es Frühling das ganze Jahr. Julius Sturm. 
149. Die Lände. 
Die Linde ist bei uns 
kein Waldbaum; vertrau— 
lich tritt sie aus der Wild- 
nis an den Menschen und 
sein Haus. Im Dorfe, auf 
dem Schlobhofe, am Quell, 
auf dem Hügel, wo die 
Schnitter rasten, im TNale, 
wo die Schalmeien klingen, 
da ist ihre Stelle. In ihrem 
kühlen Schatten sammelt 
sich die Jugend zum Spiele, 
das Alter zu ernster Rede. 
ln ihre Rinde schreibt 
man zur Erinnerung teure 
Namen. Inden Wipfelnsingt 
die Nachtigall ihre lieb— 
lichen Weisen; in ihren 
Blüten summt die emsige 
Biene. An Stärke und Gröbe Die Linde. 
kommt die Linde der Eiche gleich. Mächtig erhebt sieh ihr Stamm, 
ruhig und schön ausgebreitet ragt ihre hohe Krone empor. DVin 
weites Zzweiggehäange umkleidet ihre Aste und Zacken, und eine Fülle 
von Blattern, jedes ein leichtbewegtes, grünes Herz, schmiegt sich 
um den reizenden Baum. An Faden hängen die duftenden Blüten. 
Qerxrm. Masins.
	        
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