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wissen ja, wie er gestorben ist, — von einem Banm im Gewitter erschlagen. Ich
gehe also nach seinem Hause und trete in die Schreibstube, gleich rechter Hand,
wenn man zur Tür hereinkommt. Wie ich eintrete, steht der Buchhalter
— ich nenne keinen Namen und bitte, forschen Sie auch nicht nach — der
Buchhalter steht also an dem eichenen Pult, hat beide Ellenbogen auf das Pult
aufgelegt und hält den Kopf mit den Händen. Er schaut auf, wie ich ein¬
trete, und sagt: ,Ei! Herr Stüber, Sie erwarte ich schon/
,Jch will eigentlich zur Witwe des Stotz/ erwidere ich, -aber ich kann
doch nicht da vorbeigehen und will zuerst mit Ihnen reden. Sie wissen, ich
bin dem Verstorbenen Geld schuldig/
,1187 Gulden 30 Kreuzers sagt der Buchhalter und greift nach einem
Papier. ,Hier ist Ihr Schuldschein; ich habe ihn beiseite gelegt, er ist noch
nicht ins Buch eingetragen/
,Ja, ja, und da wollte ich eben der Witwe sagen . . . /
-Sie weiß nichts davon und sonst niemand als wir/
-Ich will nur gleich hinaufgehen, ich komme bald wieder/
-Bleiben Sie noch eine Weile. Reden wir doch zuerst ein wenig allein
miteinander*, sagte der Buchhalter, gegen die Wand gekehrt, ohne mich an¬
zusehen. Auch ich kann nicht aufschauen, und es ist mir, als ob mich ein
Schuß ins Herz getroffen hätte.
2. Der Buchhalter ist gar wohlgemut; er hält den zusammengefalteten
Schuldschein vor den Mund und pfeift darauf ein lustig Lied, ein ganz lustiges,
und es ist, wie wenn zwei Menschen pfeifen, so zerschneidet das Papier den
Ton. Daun nimmt er ein Stück Holz, das auf dem Pulte liegt, bricht es
mitten entzwei und sagt: -Die eine Hälfte ist für Sie/
Mir wirbelt's im Kopfe. Ich weiß nicht mehr, wo ich bin, und was
ich mein Lebtag nicht gewagt hätte, tu' ich doch, — ich sehe mich rittlings auf
den lederbesetzten, hohen, dreibeiuigen Stuhl, der vor dem Pulte des Stoß steht.
Da hat er immer gesessen und hat markten können, daß er einem das Blut
unter den Nägeln herausgedrückt. Jetzt ist der Stuhl leer, und auf dem Pulte
liegt kein Papier und wartet auf die Unterschrift. Darf man nicht von dem
Blutgelde wieder holen, was man kriegen kann? So geht mir's durch den
Kopf; aber ich kaun kein Wort reden.
Der Buchhalter wendet sich um und reicht mir die Hand. Diese Hand¬
reichung sagt viel. Niemand weiß von dem Guthaben als er und ich. Der
Buchhalter tut mit, er tut gern mit, wenn ich ihm seinen Teil gebe, und die
Sache ist aus. Ich bin plötzlich bei Vermögen, und warum sollte ich nicht?
Der Stotz hat großen Verdienst an mir gehabt, und er ist reich, sehr reich.
Und ich, — wenn ich jetzt zur Tür hinausgeh', bin ich plötzlich ein Mann
von Vermögen. Aber was noch außerdem? Pah? Tausende von Menschen
würden an deiner Stelle zugreifen und vergnügt weiterleben. Wie viele
haben gewiß schon so mit dem Buchhalter abgemacht, warum willst du allein
der ehrliche Narr sein? Friß, deriveil du an der Krippe stehst. Wie lang'