Der Fischotter braucht zwar keinen Mangel zu leiden, und gegen die Kälte
ist er durch seinen dichten Pelz geschützt. Er möchte seine Jagdpartien auf
dem festen Lande nicht ganz einstellen, aber dann zeigt der Schnee seine
Spur und verrät dadurch seinen Bau, und so fällt er nicht selten dem Jäger
zur Beute. Der Eisvogel erliegt im strengen Winter, wo auch schnell—
fließende Bäche zufrieren, nicht selten dem Hunger. Besser ergeht es seiner
Genossin im Fischereigewerbe, der Wasseramsel. Sie hält sich an Wehren,
Schleusen usw. auf, wo der Fluß offene Stellen hat. Selbst bei der
bittersten Kälte ist das Vöglein wohlgemut und läßt sein fröhliches Lied
erschallen, als ob es uns zurufen wollte: „Es muß doch Frühling werden.“
4. Das rufen uns auch die Holzgewächse am Bache und Teiche zu,
die Weiden und Erlen. Von ihren Zweigen winken uns, warm verhüllt,
die Winterknospen entgegen. In ihnen schlummern die Blätter und Blüten
und Zweige. Und wenn dann der Frühling einzieht, öffnen sich die kleinen
Knospenschreine, und die Winterschläfer gehen daraus hervor. Am meisten
eilt sich damit die Erle. Sie ist unter den ersten am Platze und schmückt
sich mit niedlichen Kätzchen, wenn es anfängt zu lenzen.
Nach Dr. Theodor Krausbauer. Der naturgeschichtliche Unterricht.)
80. Der Eislauf.
1. Der See ist zugefroren und hält schon seinen Mann;
die Bahn ist wie ein Spiegel und glänzt uns freundlich an.
Das Wetter ist so heiter, die Sonne scheint so hell.
Wer will mit mir ins Freie, wer ist mein Mitgesell?
2. Da ist nicht viel zu fragen; wer mit will, macht sich auf.
Wir gehn hinaus ins Freie, hinaus zum Schlittschuhlauf.
Was kümmert uns die Kälte? Was kümmert uns der Schnee?
Wir wollen Schlittschuh laufen wohl auf dem blanken See.
3. Da sind wir ausgezogen zur Eisbahn alsobald
und haben uns am Ufer die Schlittschuh' angeschnallt.
Das war ein lustig Leben im hellen Sonnenglanz!
Wir drehten uns und schwebten, als wär's ein Reigentanz.
4. Nun ist vorbei der Winter, vorbei ist Schnee und Eis;
es sind die Bäum' im Garten jetzt nur von Blüten weiß.
Doch auch in meinen Träumen ruf' ich noch oft: „Juchhe!
Kommt, laßt uns Schlittschuh laufen wohl auf dem blanken See!“
Heinrich Hoffmann von Fallersleben.