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Aber bald trat er schrecklich gewaffnet wieder hervor. Ein goldener
Harnisch deckte seine Brust; an der Seite trug er ein riesiges, scharfes Schwert,
in der Linken aber einen Schild, so groß wie ein Thor und einen Schuh
dick, und auf dem Haupte hatte er einen Helm von hartem Stahl, der leuchtete
wie der Glanz der Sonne auf den Meereswellen. Und nun begann wieder
der harte Kampf zwischen den beiden. Laut hallten die Schläge durch den
dunklen Wald, und die Funken stoben aus den Helmen, daß die Finsternis
davon erhellt ward. Aber Siegfried unterlief das lange Schwert des Riesen
und hieb ihm den Panzer in Stücke und brachte dem Unhold sechzehn tiefe
Wunden bei, so daß ihm das Blut vom Leibe troff. Da flehte Kuperan um
sein Leben, und Siegfried sagte: „Gern will ich es dir schenken, wenn du
mir schwörst, mir die Jungfrau gewinnen zu helfen.“ Das schwur der Riese,
und so war zwischen beiden Friede gemacht; Siegfried riß sich selbst sein
Untergewand vom Leibe und verband mitleidig seines Feindes Wunden damit.
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4. Wie der Aiese wegen seiner Treulosigkeit getölet ward.
Als der siegreiche Held auf den Felsen hinauf eilte, um Kriemhild zu
suchen, nahm der tückische Riese, der hinter ihm her ging, die günstige Ge—
legenheit wahr und schlug ihn unversehens mit einem Faustschlage zu Boden.
Da lag der edle Siegfried betäubt unter seinem Schilde; rotes Blut quoll
ihm aus Mund und Nase, und er schien tot zu sein. Ehe sein Feind ihn
aber vollends mordete, sprang schnell der Zwerg Eugel, der immer in der Nähe
geblieben war, herbei und deckte über Siegfried eine Tarnkappe, die die wun—
derbare Eigenschaft hatte, jeden, den sie umhüllte, unsichtbar zu machen.
Kuperan tobte vor Wut, daß sein Gegner verschwunden war, aber wie er
25 auch von Baum zu Baum suchte, er vermochte ihn nicht wiederzufinden.
Inzwischen suchte der gute Zwerg den bewußtlosen Helden wieder zu
beleben. Als er die Augen endlich wieder aufschlug und seinen Retter neben
sich sah, sprach er: „Lohne dir Gott, du kleiner Mann, was du an mir
gelhan hast.“ — „Ja,“ erwiderte der Zwerg, „da hätte es dir schlimm ergehen
können. Aber nun folge auch meinem Rate und gieb es auf, die Jungfrau
zu befreien.“ — Da sagte Siegfried: „Nimmermehr! Und wenn ich tausend
Leben hätte, so wollte ich sie alle um die Jungfrau wagen.“
Sobald er sich also einigermaßen erholt hatte, warf er die Tarnkappe
fort und stürmte von neuem auf den Riesen ein. Wieder schlug er ihm acht
tiefe Wunden, bis er um Gnade flehte. Wohl hätte der Treulose sie nicht
verdient, aber Siegfried bedachte, daß er ohne ihn nicht an den Drachenstein
gelangen könnte, und so schenkte er ihm abermals das Leben, jetzt aber war
er vorsichtiger und ließ ihn vorangehen.
So gelangten sie endlich an den Drachenstein. Ein unterirdischer Gang
40 führte zu der Thür desselben; der Riese schloß sie auf, und Siegfried steckte
den Schlüssel zu sich. Bald waren sie oben auf dem Felsen. Der Drache
war zum Glück ausgeflogen, die Jungfrau aber erkannte den Helden und
fing vor Freuden an zu weinen und sprach: „Willkommen, du edler Sieg—
fried! Wie geht es meinem Vater und meiner Mutter zu Worms, und wie
leben meine Brüder?“ Siegfried erzählte ihr alleßs und daß er gekommen
wäre, sie zu befreien. Indessen trat der Riese heran und sagte: „Hier in