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mich heraufgewünscht, so mubst du mir auceh wieder hin—
unter helfen.“ Er mochte wollen oder mehl er ndte den
dritten Wunsch thun, dals sie vom Sattel ledig wäre und
heruntersteigen könnte; und der Wunsch ward auch erfüllt.
Aso hatte êr nichts davon als Arger, Mühe und ein ver—
lorenes Pferd; die Armen aber lebten vergnügt, still und
fromm bis an ihr seliges Ende.
131. Die Einladung.
(Albert Knapp.)
Ein frommer Landmann in der Kirche saß;
Den Text der Pfarrer aus Johannes las,
Wie Jesus Christus, unser Heiland, rief
Vom Ufer: „Kindlein, habl ihr nichts zu essen?“
Das drang dem Landmann in die Seele tief,
Daß er in stiller Wehmut da gesessen.
Drauf betet er: „Mein liebster Jesu Christ,
So fragest du? O, wenn du hungrig bist,
So sei am nächsten Sonntag doch mein Gast
Und halt an neinem armen Tische Rast!
Ich bin ja wohl nur ein geringet Mann,
Der nicht viel Gutes dir ee kann;
Doch deine Huld, die dich zu Sündern trieb,
Nimmt auch an meinem — wohl vorlieb.“
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Er wandert heim und spricht sein herzlich Wort
An jedem Tag die ganze Woche fort.
Am Samstag Morgen läßt's ihn nimmer ruhn:
„Frau,“ hebt er an, „nimm aus dein bestes Huhn,
Bereit es kräftig, fege Flur und Haus,
Stell in die Slub' auch einen schoͤnen Strauß!
Denn wisse, daß du einen hohen Gast
Auf morgen Mittag zu bewirten hast.
Putz unsre Kinderlein, mach alles rein!
Der werte Gast will wohl empfangen sein.“
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25 Da springen alle Kinderlein heran:
„O Vater, wer? wie heißt der liebe Maun?“
Die Mutter fragt: „Nun, Vater, sage mir,
Gar einen Herren ludest du zu dir
Der Vater aber lächelt, sagt es nicht,
30 Und Freude glänzt in seinem Angesicht.