einheimischen Pflanzen und Tiere.
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Ihr Nest baut die Rauchschwalbe wo möglich im Innern eines
Gebäudes, unter schützendem Dache. Ein Tragbalken an der Decke des
Kuhstalles, ein zugfreier Dachboden, — das sind die Nistplätze, welche
die Schwalbe besonders liebt; da entstehen oft förmliche Siedelungen.
Sie erbaut das Nest aus schlammiger Erde, welche sie klümpcheuweis
aufklaubt, mit Speichel überzieht und vorsichtig anklebt. Eingelegte
Hälmchen und Haare dienen zu anderweitigem Verbände; das eigentliche
Bindemittel aber ist der Speichel. Bei schöner Witterung vollendet ein
Schwalbenpaar das Ausmauernder Nestwandungen innerhalb acht Tagen.
Hierauf wird der innere Raum mit Haaren, Federn und ähnlichen
weichen Stoffen ausgekleidet, und die Kinderwiege ist vollendet. Die
anfangs sehr häßlichen, breitmäuligen Jungen werden von beiden Eltern
fleißig geätzt, wachsen unter günstigen Umständen rasch heran, schauen
bald über den Rand des Nestes heraus und können oft schon in der
dritten Woche, nachdem sie aus den Eiern geschlüpft sind, ihren Eltern
ins Freie folgen. Eine Zeit lang werden sie nun noch draußen gefüttert;
sind sie aber vollständig flügge geworden, so schreiten die Alten zur
Weiten Brut.
Mahnt der eintretende Herbst zur Winterreise, so sammeln sich
die Schwalben, alte und junge, mit Bachstelzen und Staren im Röh¬
richt der Teiche und Seeen. Eines Abends, bald nach Sonnenuntergang,
erhebt sich dann das zahllose Heer, welches man in den Nachmittags¬
stunden vorher vielleicht auf dem hohen Kirchendache versammelt sah,
auf ein von mehreren Alten gegebenes Zeichen, verschwindet wenige
Minuten später dem Auge und zieht inin rastlos dem fernen Süden zu.
Ilach Aaumann u. A. K. Irehm.
46. Das Schwalbennest am Schiffe.
Die Schwalben haben ein großes Zutrauen zu den Menschen.
Einmal baute sich sogar ein Paar im Hafen auf einem großen Schiffe
an, dessen Kajütendach ihnen Schutz gewährte. Tie Leute bemerkten es
wit Interesse und störten sie nicht; jedermann war neugierig, wie es
werden würde, wenn das Schiff absegelte. Zufällig verweilte es lange
genug im Hafen, daß die Schwalben ihr Nest vollenden, Eier legen und
bie Jungen ausbrüten konnten. Dabei waren sie unbekümmert nur