Full text: Physische und politische Erdkunde der außerdeutschen Länder Europas und Amerikas (Teil 2)

Die bedeutendste Siedlung ist Philippopel an der oberen Maritza 
(43 000 Einw.). Es liegt an der schon erwähnten Orientbahn. An der 
Tundscha erhebt sich Kasanlyk, unweit des Schipkapasses (siehe oben!). 
Am Schwarzen Meere liegt der Hafen Burgas. 
Bulgarien ist eine verfassungsmäßige Monarchie. Das Volk 
entsendet seine Vertreter in eine Kammer, die Sobranje. 1878 wurde 
Nordbulgarien selbständig. Es mußte aber der Türkei Tribut zahlen. 
1885 vereinigten sich Nord- und Südbulgarien, und der Fürst von 
Bulgarien wurde zugleich Statthalter von Ostrumelien. Nach der gänz- 
lichen Vereinigung Ostrnmeliens mit Bulgarien ließ sich Fürst Ferdinand 
von Bulgarien 1908 in Tirnowa zum Könige krönen. 
Der größte Teil der Bewohner besteht aus Bulgaren (3/J. Sie 
sind finnischer, also mongolischer Herkunft. Als sie das Gebiet in Besitz 
nahmen, vermischten sie sich mit den im Lande wohnenden Slawen und 
nahmen Sprache, Religion und Sitten der Besiegten in dem Maße an, 
daß sie heute als ein slawisches Volk angesehen werden. Das Christen- 
tum fand erst nach vielen Kämpfen Eingang. Die Bulgaren sind 
griechisch-katholisch. Der kleinere Teil der Bewohner (J/4) setzt sich 
zur Hälfte aus Türken (besonders im Ostbalkan, doch seit der Unabhängig- 
keit Bulgariens von der Türkei in der Abnahme begriffen), im übrigen 
aber aus anderen Bevölkerungselementen (Juden, Zigeuuern, Rumänen, 
Griechen, Albanesen u. a.) zusammen. Die Bulgaren sind ein gut be- 
gabtes, rühriges, beharrliches und der Kultur in jeder Hinsicht zugäng- 
liches Volk. So haben sie gute Fortschritte gemacht, und auch die Volks- 
bildung hat sich seit der Befreiung von der Türkenherrschaft wesentlich 
gehoben. Sie sind in erster Linie zwar Ackerbauer und Viehzüchter. 
Doch zeigen sie sich auch in industriellen Betrieben geschickt, so z. B. 
in der Teppichweberei. Die Donau und die Orientbahn sind die 
wichtigsten Verkehrs- und Handelsadern. 
Die Europäische Türkei (170000 qkm = ^ Königr. Preußen, 
6 Mill. Einw., 35 auf 1 qkm) umfaßte bis 1878 fast die ganze 
Balkan-Halbinsel und nimmt heute nur noch die Mitte derselben vom 
Adriatischen bis zum Schwarzen Meere ein. (Welche Teile der Halb- 
insel waren nie türkisch, welche sind der Türkei wieder entrissen?) Sie be- 
steht aus den Landschaften Thrazien (der südlichste Teil) und Makedonien 
(beide bilden Rumelien) am Ägäischen, Albanien am Adriatischen Meere 
und Altserbien. Von Thessalien gehört nur der nördlichste gebirgige Teil 
mit dem Olymp (2985m) zum Türkischen Reiche. Makedonien wird durch den 
Perimdagh und das Rhodopegebirge von Thrazien, durch das Pindus- 
gebirge von Epirus geschieden. Auch die dreizipflige Halbinsel Chal- 
kidike ist von Bergen erfüllt. Sie erreichen im Vorgebirge Athos 
(Heiliger Berg, Klöster) noch eine Höhe von fast 2000 m. Im Osten 
treten die Erhebungen bis an die äußersten Spitzen der Halbinsel heran, 
bis an den Bosporus und an die Straße der Dardanellen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.