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V. Aus der vaterländischen
Gefion, war es beschieden, in der preußischen Kriegsmarine, die vor kurzem
gegründet worden war, fortzuleben.
Um das Werden und Wachsen dieser Flotte hat sich Prinz Adalbert
von Preußen unvergängliche Verdienste erworben. Von größter Bedeutung
für ihre weitere Entwicklung war die Erwerbung des Jahdebusens in Olden⸗
burg, wo in jahrelanger Arbeit der große Kriegshafen Wilhelmshafen entstand.
Schon bald hatte die junge preußische Marine Gelegenheit, eine Probe ihrer
Tüchtigkeit abzulegen: Am 7. Dezember 1852 hatten die Riffpiraten an der
marokkanischen Küste ein preußisches Handelsschiff überfallen. Als nun vier
Jahre später Prinz Adalbert mit der Dampferkorvette Danzig in jene Ge⸗
wässer kam und dort eins ihrer Boote von den Piraten beschossen wurde,
unternahm er trotz der Schwierigkeit der Landung mit seiner kleinen
Mannschaft einen Strafzug gegen die Räuber, bei dem ihnen große Ver—
luste beigebracht wurden. Im dänischen Kriege von 1864 war die kleine
preußische Flotte den dänischen Panzerschiffen freilich bei weitem nicht
gewachsen; aber die Seegefechte bei Jasmund (17. März) und bei Helgoland
0. Mai) lieferten den Beweis, daß es der Mannschaft nicht an Mut fehlte,
sich auch mit einem überlegenen Gegner zu messen.
Mit der Schöpfung des Norddeutschen Bundes begann für die junge
Flotte ein neuer Lebensabschnitt. Am 1. Oktober 1867 ward die schwarz⸗
weiß⸗rote Bundesflagge auf allen preußischen Kriegsschiffen gehißt: die
preußische Kriegsmarine war zur Bundesmarine geworden. Und mit der
politischen Macht wuchs auch die Kriegsflotte an Schiffszahl und Leistungs—
fähigkeit. Die Holzschiffe verschwanden nach und nach und machten den ge—
panzerten Schraubendampfern Platz, und durch die Erwerbung Kiels war ein
vorzüglicher Ostsee-Kriegshafen gefunden. In den deutsch-französischen Krieg
konnte unsere Marine freilich nicht entscheidend eingreifen; dazu war sie
noch zu klein. Aber immerhin fügte sie ihren früheren Ruhmesblättern
einige neue hinzu. Vor dem Hafen von Havanna kämpfte das Kanonen—
boot Meteor siegreich mit dem stärker bemannten französischen Aviso Bouvet,
und die Korvette Augusta unternahm verwegene Kaperzüge angesichts der
französischen Küste.
Nach der Wiederaufrichtung des deutschen Reichs wurde aus der
Bundesmarine endlich eine Reichsmarine. Nunmehr konnten reichere Mittel
für ihren weiteren Ausbau flüssig gemacht werden, und immer lebendiger
wurde die Empfindung im Herzen des deutschen Volkes, daß es die unab—
weisliche Pflicht habe, auch als Seemacht die ihm gebührende Stellung in
der Welt zu erringen. Den eifrigsten und unermüdlichsten Förderer aber
hat unsere junge Flotte an unserm Kaiser Wilhelm II gefunden. Ein Er—
laß, den er am Tage seines Regierungsantrittes an die Marine richtete,
schließt mit den begeisternden Worten: „Ich habe den hohen Sinn für Ehre