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Von Forchheim kommend, betritt man bei Streitberg die fränkische
Schweiz. Ueber diesem Dorfe erheben sich die Burgtrümmer gleiches Namens
die nur noch in wenigen Ueberresten die Größe des Schlosses verkünden, welches
einst hier stand. Inen zur Seite westlich droht der sogenannte hängende
Stein auf den Ort hinabzustlirzen, eine Drohung, die seit Jahrtausenden Dro⸗
hung geblieben, von den Bewohnern des Dorfes aum mehr beachtet wird. Die
schonste Aussicht über das Thal, bewässert von der Wiesent, welche der Rednitz
entgegeneilt, und geschmückt mit zahlreichen Ortschaften auch von den Thürmen
bes Stadtchens Ebermannstadt, bietet sich von der Höhe Streitberg dar. Ver—
schiedene Hohen, eines Besuches würdig, öffnen schon hier ihre mächtigen Wunder
dem Wißbegierigen.
Auf dem Wege von hier nach Muggendorf stellt sich die Ruine Neided
dar; sie ruht auf schroffem Felsen und umschließt fast in ihren Höfen noch eine
im Gebüsch verborgene Steingrotte, welche tief in den Berg führt. Der ange—
nehme Wiesenpfad leitet uns nach dem nahen Muggendorf, einem ausehn⸗
lichen Marttflecken, der in der weitesten Oeffnung des Thales liegt und Raum
hat, seine friedlichen und zierlichen Wohnungen auszubreiten. Von hier aus
besucht man vier höchst merkwürdige Höhlen: die Rosenmüllers⸗, Oswalds-
Wunders- und Witzhöhle, so benannt nach den Namen ihrer Entdecer.
In jeder dieser unterirdischen Wolbungen treten uns die wunderbarsten Tropf⸗
steingebilde und Stalaltiten entgegen, wir finden Lager fossiler Knochen, so wie
große Wasserbecen; ferner den Guckhüll, einen der höchsten Punkte der Gegend,
und die Ludwigs-⸗Wundershöhle, deren Räume durch den weißen Ueberzug
Mondmilch) ihrer Wände ausgezeichnet sind.
Auf einer andern Wanderung erreicht man das Dorf Engelhardsberg,
und wendet sich von da aus zum Adlerstein, einem hohen, durch eine Treppe
zugänglich gemachten Felsen mit herrlicher Aussicht rings umher bis zum Fichtel⸗
gebirge und über alle hervorragenden Plätze und Schlösser der Gegend. Vom
Mlersteine geht es wieber nach Engelhardsberg zur Riesenburg. Kein von
gethürmter Bau, sondern eine natürliche Felsengruppe mit Klip⸗
pen und Thurmen ist die Riesenburg. Verbindende Brücken, Brustungen, Palli⸗
saden an gefährlichen Stellen sind innerhalb der Felsen angelegt und verdienen
den Dank des Wanderers. Wieder in das Thal hinabgestiegen, gelangen wir
zu dem schon in der Ferne gehörten Wasserfall beim Zusammenflusse der Aufseeß
und Wiesent, Toos genannt, dem Miltelpunkte dreier hier zusammenlaufender
Thãler. Wir schlagen das Rabenecer ein. Durch die mannigfachste Abwechse—
lung von Felsenthürmen, weichen Matten und den tosenden Fluß kürzt sich der
Weg, und bald blickt die altersgraue Burg Rabened ernst in das Thal hinab.
Sie legt hoch und malerisch auf starren Klppen, ist noch keine Ruine, sondern
ein bewohntes Schloß, wie auch das eine halbe Stunde weiter gelegene Raben—
stein, wo sich eine bedeutende Sammlung fossiler Knochen befindet. Unweit
Rabenstein sind einige merkwürdige Höhlen: die Königs Ludwigs-Höhle,
in deren großartigem, erhabenem Dome der Boden das mehrere Fuß tiefe Lager
ener Erde darbielet, welche aus der Verwesung von Tausenden antediluvianischer
Thiere entstanden sein soll; ferner die neuentdeckte große Zoolithenhöhle,
voller Merkwürdigteiten für Geologen, in welcher sich namentlich die Ueberreste
der ungeheuren, urweltlichen Thiere, des Mammuths und des Höhlenbären, viel⸗
finden. Von dem Letzteren sind bereits über vierzig Schädel aus dieser
dbhle zu Tage gefördert worden.
Dem Besuche der merkwürdigsten Höhlen, welche in den Umgebungen der