Full text: Lesebuch für die Oberklassen der Elementarschulen in Elsaß-Lothringen

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Lrieg waren ihre Hauptbeschäftigung; der Ackerbau galt als Neben⸗ 
sache und war den Weibern und Kindern zugewiesen. Ihre Religion 
entsprach ganz ihren Sitten. Die Kelten waren dem grausamen Drui⸗ 
dendienst ergeben, und Menschenopfer waren nicht selten. Tempel 
erbauten sie ihren Göttern nicht. In tiefen, dunkeln Hainen oder 
unwegsamen Gebirgen stand unter tausendjährigen Eichen der Götzen⸗ 
altar, wo die unglücklichen Opfer unter dem Messer des Priesters 
bluteten. Die Göhenbänke, die Tischsteine, die beweglichen Felsen, 
wie der Lottelfels auf dem Schneeberg, die Götzenäcker und Götzen— 
winkel sind lebendige Erinnerungen an jene längst vergangenen Zeiten. 
Doch die Kelten mußten vor einem eindringenden deutschen Völker⸗ 
stamme, den Tribochern, zurückweichen und diesen die Ebene des Unter— 
lsaß überlassen, während sie die ganze Linie der Vogesen mit Loth⸗ 
ringen und das Oberelsaß inne behielten. Große Anhäufungen von 
rohen Steinmassen, Lagermauern genannt, die sich noch auf unsern 
Bergen vorfinden und vermutlich zu Verteidigungsanstalten gegen die 
kriegerischen Germanen gedient haben, deuten auf dieses Zeitalter hin. 
Der dichte Schleier, der die Geschichte des Elsaß umhüllt, 
fing an lichter zu werden um die Zeit, als die Römer ihre Waffen 
gegen die germanischen Völker kehrten, um dieselben zu unterjochen. 
Üriovist, ein Fürst der Sueven, hatte mit seinen Mannen den Rhein 
überschritten und sich im Oberelsaß festgesetzt. Julius Cäsar unter⸗ 
nahm es, diesen mächtigen König wieder in sein Land zurückzutreiben. 
Mit wildem Ungestüm warfen sich die Germanen auf die Römer; 
aber weder ihre Zahl, noch ihre Tapferkeit vermochte etwas gegen 
die Kriegskunst und die Mannszucht der Legionen Cäsars, und nach 
furchtbarem Kampfe wurden die deutschen Völker über den Rhein 
zurückgeworfen (58 vor Chr. Geb). 
Die Römer erkannten alsbald die große Wichtigkeit der Lage 
des Elsaß. Der Rhein und die Vogesen bildeten eine doppelte Reihe 
natürlicher Bollwerke, die eine leichte Verteidigung der Grenzen gegen 
den immer erneuten Anprall der oft besiegten, aber nie bezwungenen 
Germanen erlaubte. Dieser Umstand sowie die Fruchtbarkeit des 
Bodens, die den Unterhalt der hier einzulegenden Besatzungen möglich 
machte, bestimmte die Römer, aus dieser Gegend einen militärischen 
Posten zu machen. 
Das Land bekam nun ein ganz anderes Ansehen. Der Rhein 
und die Flüsse wurden eingedämmt, die Süumpfe ausgetrocknet, die 
dichten Waldungen der Ebene gelichtet. Befestigte Lager oder Kastelle 
erhoben sich längs des Rheinstroms und auf einigen Vorsprüngen
	        
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