Full text: Für Oberklassen (Teil 2, [Schülerband])

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Leben in der Stadt, und die Bewohner freuen sich dieser goldenen Zeit. 
In der südlichen Hälfte der Stadt, da, wo das Thal am breitesten ist, 
exheht sich das Beit-Ullah (Haus Gottes) oder die große Moschee von 
Melka mit der weltberühmten Kaaba, welche dem Tempel erst seine Wich— 
tigkeit verleiht, da es in anderen Stadlen des Orlems nicht bloß ebenso 
große Moscheeen giebt, sondern auch viele, welche sie an Schönheit weit 
übertreffen. Von den ringsum sich hinziehenden Säulengängen der Moschee 
führen sieben gepflasterte Wege nach der in der Mille des Ganzen stehen⸗ 
den Kaaba oder dem helligen Hause. Sie st ein kleines, massives Ge⸗ 
bäude von 18 Schritt Lange, 14 Schritt Breite und 10 bis 12 Metern 
Hohe und gleicht, von ferne angesehen, ihres flachen Daches wegen einem 
Würfel. Die Muhamebaner glauben „daß Abraham (Ibrahim) der erste 
Erbauer der Kaaba gewesen sei, und daß sein Sohn Ismael ihm die Steine 
zugelangt habe, welche durch ein Wunder der göttlichen Allmacht gleich vier⸗ 
eckig zugehauen aus der Erde zum Vorschein gekommen seien. Man sieht 
noch jetzt eine kleine mit Marmor ausgelegte Vertiefung, welche den Ort 
bezeichnet, wo die beiden den Kalk und Mortel zubereiteten. Nahe dabei 
liegt der Stein, welcher dem Abraham zum Fußgestell diente und, ebenfalls 
durch ein göttliches Wunder, aus dem Erdboben immer nachrückte, so wie 
das Gebäude höher ward. 
In der nordöstlichen Ecke der Kaaba befindet sich, nicht weit von der 
Thür, etwa 1 oder 1,4 Meter über dem Boden, der berühmte schwarze Stein. 
Die Muhamedaner glauben, daß dieser Stein vom Himmel gekommen und 
dem Abraham als ein besonderes Zeichen göttlicher Gnade durch den Engel 
Gabriel übergeben worden sei, am jüngsten Tage aber würde er sich mit 
Händen, Zunge und Ohren erheben, um den Frommen als Zeuge ihrer 
Wallfahrt zur Seite zu stehen. Durch die Millionen von Küssen und Be⸗ 
rührungen, die der Stein erhalten hat, ist er ganz abgerieben, so daß es 
schwer hält, seine Beschaffenheit genau zu bestimmen. Er ist aus ungefähr 
einem Dutzend kleinerer Steine zusammengesetzt, welche durch ein Cement 
verbunden sind. Alle vier Außenflächen der Kaͤaba sind mit einem schwarz⸗ 
seidenen Stoffe bekleidet. Jedes Jahr zur Zeit der Wallfahrt wird er auf 
Kosten des Großsultans erneuert; die Pilger schlagen sich alsdann um 
die Fetzen des alten und bringen sie als kostbare Reliquien nach der Heimat, 
wo sie von reichen Leuten um ungeheure Summen gekauft werdenn E 
sind verschiedene Gebete hineingewoben, welche man aber, da sie von gleicher 
Farbe sind wie der Stoff selbst, nur mit großer Mühe lesen kann. Etwas 
über der Mitte läuft rund um das ganze Gebäude eine andere Inschrift 
aus Goldfäden. Für den schwarzen Stein sind Offnungen gelassen, so daß 
derselbe bei dem Umgange bequem berührt werden tann. Da bie Be 
kleidung nirgends dicht anliegt, so wird sie durch das leiseste Lüftchen in 
wellenfoͤrmige Bewegung geseht. Die frommen Pilger halten dies für ein 
Zeichen von der Gegenwart der die Kaaba beschützenden 70,000 Engel, 
deren Fittiche, wie sie sagen, diese Bewegungen hervorbringen. Wenn 
die Posaune des letzten Gerichts ertönt, werben sie die Kaaba in das 
Paradies tragen. 
Unter den übrigen kleineren Gebäuden, welche die Kaaba innerhalb 
des großen Vierecks umgeben, ist noch dasjenige bemerkenswert, in welchem
	        
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