Full text: [Teil 5 = 5. Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 5 = 5. Schuljahr, [Schülerband])

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licht zu erinnern, beschenken uns und verkürzen uns die langen Abende 
mit Spielen aller Art. Aus dem Schweinebraten ist bei uns der 
Christstollen geworden. Der gabenspendende Wodan verwandelte sich 
in den Knecht Ruprecht, welcher den Kindern Geschenke bringt, sobald 
sie fromm und fleißig waren. Den Hochstuhl des Familienhauptes be— 
sitzen wir noch im würdigen Großvaterstuhl, welchen wir heute lieben 
Gästen als Ehrensitz anbieten. 
Wir feiern also Weihnachten noch immer nach Art unserer Vor— 
fahren. Dagegen kennen nichtdeutsche Völker den Christbaum nicht. 
In Ungarn z. B. begehen nur die Deutschen das Christfest nach ur— 
alter deutscher Weise, und da es so schön ist, so ahmen es viele un— 
garische Familien nach, zünden aber den Christbaum nur am Neujahrs— 
abende an und beschenken sich an diesem Tage, weil sie eben den tieferen 
Sinn der urdeutschen Sitte nicht verstehen. 
Anders ist es bei den uns stammverwandten Völkern, bei Schweden, 
Norwegern, Dänen, Holländern, Engländern und Nordamerikanern. 
Diese feiern nach alter Weise das Julfest, und so weit auf der Erde 
Deutsche wohnen, in China und Australien, in Brasilien und im 
Kaplande, überall leuchtet und schimmert zu Weihnachten der Christ— 
baum auf dem Familientische. Daher hat das schöne Fest auch den 
Wert, daß sich sämtliche deutsche oder germanische Stämme wie eine 
große Völkerfamilie um den Weihnachtsbaum sammeln und sich dadurch 
als Verwandte kennzeichnen. Nach Albers und Körner. 
122. Hermann, der Befreier Deutschlands. 
Der Statthalter Varus drückte das deutsche Volk durch schimpf— 
liche Behandlung. Gleich als wären die freien Männer der Römer 
Unterthanen und Knechte, forderte er von ihnen schwere Abgaben, suchte 
römische Sitten und Gesetze, ja sogar die römische Sprache ihnen auf— 
zudrängen und ließ Ruten und Beile vor sich hertragen, zum Zeichen, 
daß er Macht habe, körperliche Züchtigungen und selbst die Todesstrafe 
über sie zu verhängen. Solche Knechtschaft dünkte den Deutschen die 
äußerste Schmach. Aber wer sollte das Vaterland aus der Hand des 
römischen Unterdrückers befreien? 
Unter den Cheruskern, einer deutschen Völkerschaft am Weserstrome, 
lebte damals ein junger Fürst von schöner Gestalt, scharfem Verstande, 
tapferem Arme und mutigem Herzen. Sein Name war Armin. Um die
	        
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