9o VU.Zeitr. Von d. westph.Fr. bis zur Befr.
Schon war Jnspruck in seiner Gewalt, und die
Baiern zogen den Brenner hinan, als die braven
Tyroler, gleich ihren schweizerischen Nachbarn,
sie mit Felsstükken und Baumen empfingen, und
zu einem gefährlichen Rückzüge nöthigten, der
dem Kurfürsten beinahe das Leben gekostet hatte.
Da indessen der Vortheil in Deutschland auf
Seiten der Baicrn und Franzosen blieb, so verei¬
nigten sich die beiden großen Feldherren Eugen
und Marlborough, und lieferten, nachdem die
Baiern aus ihrer Stellung an der Donau vertrie¬
ben waren, dem französischen Marschall Tallard
am iZten August 1704 die merkwürdige Schlacht
bei Hoch stä dt, worin dieser mit 16,000 Mann
gefangen wurde. Der Kurfürst mußte jetzt sein
Land den Kaiserlichen überlassen und mit den
Franzosen über den Rhein gehen. Nach dieser
glücklichen Wendung der Dinge starb Kaiser Leo-
1711' pold T., und Joseph I., sein Nachfolger, setzte
7 ' den Krieg für seinen Bruder Karl, den von öst¬
reichischer Seite bestimmten Thronfolger in Spa¬
nien, sehr nachdrücklich fort. Doch fiel in dem
ersten Jahre nichts Bedeutendes vor. Eugen
ging wieder nach Italien, Marlborough nach
den Niederlanden; in Baiern alvr brach ein Auf¬
stand aus, der nur mit Mühe gedampft wurde,
1706. Allein im folgenden Jabre erfocht Marlborough
einen glanzenden Sieg über die Franzosen in der
Ebene von Ra millies (Waterloo), nach wel¬
chem die spanischen Niederlande dem Erzherzoge
Karl huldigten; und Eugen, der auf einem küh¬
nen Zuge von fünfzig Meilen dem belagerten
170S. Turin zu Hülfe eilte, schlug die Franzosen bei
diesem Orte nach tapfern Angriffen, wobei sich
vornehmlich die Preußen unter dem Fürsten von
Dessau auszeichneten, so entscheidend , daß Ita¬
lien vom -Feinde für den ganzen Krieg geräumt
wurde/ und Neapel in Besitz genommen werden