Full text: Deutscher Jugendfreund (Band 3, [Schülerband])

Zur Naturkunde. 
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wie es dem Keimlein ergangen aueh ist. Am heiteren Maitag 
weht es so lau, und die Sonne, sie steigt so kräftig vom Berg aut, 
und sie sieht, was das Keimlein denn macht, und giebt ihm ein 
Schmãlzlein, 
und jetzt ist ihin so wohl und es weils nicht zu bleiben vor Freude. 
Bald auch pranget die Matte mit Gras und farbigen Blumen, 
bald aueh duftfet die Kirschbaumblũte und grũnet der Pflaumbaum, 
bald auceh schlielset der Roggen in Büschel sich, Weizen und Gerste, 
und mein Häferlein sagt: „Da bleib' ich auch nicht dahinten!“ 
Nein, es spreitet die Blättlein, — wer hat sie so fein ihm gewoben? 
und jetzt schiesset der Halm, — wer treibt in Röhren an Röhren 
aus den Wurzeln das Wasser hinauf in die saftige Spitze? 
Endlich schlũptt ein Ahrchen heraus und schwankt in den Lüften, — 
sage mir doch nur ein Mensch, wer hat an seidenen Faden 
da ein Knösplein gehängt und dort mit künstlichen Händen? 
Nur ein Engel! wer sonst? Sie wandeln zwischen den Purchen 
auf ind ab von Halme zu Halhm uncdh schaffen gewaltig. 
Jetzt hängt Blũte bei Blũt' an der zarten, schwankenden Ahre, 
und mein Hafer, da steht er gleichwie ein Bräutehen im Krebetull. 
Jetzt sind zarte Körnlein darin, die wachsen im Stillen, 
und mein Häferlein merkt allmählich, wo es hinaus will. 
Kaferlein ommen und Fliegen, sie KLommen und machen Visite, 
sehen, was es denn macht, und singen: Lia, Popéia! 
Auchs Glũühwürmehen kommt, potz tausend mit einem Laternlein, 
ahends um neun zum Lichten, wenn Fliegen und Käferlein schlafen. 
Esset. ihr Kinder, gesegn es euch Gott, und wachst und gedeihet! 
Darnach hat man geheut und Kirschen gepflücket nach Pfingsten, 
darnach hat man Pflaumen gepflückt dort hinten im Garten, 
darnach haben sie Roggen geschnitten und Weizen und Gerste, 
und die armen kinder sind barfuss zwischen den Stoppeln 
Ahren lesen gegangen. und's Mäuslein hat hnen geholfen. 
Drauf hat auch der Hafer gegilbt; voll mehliger Körnlein 
hat er geschwankt und gesagt: „etzt ist mir's allnahlieh verleidet; 
meine Zeit. wie ich merke, isf aus. was thu' ich allein hier 
ischen den Stoppelrũüben und zwischen den kraut'gen Kartoffeln?“ 
Drauf zog Mutter hinaus auf das Feld und Riekchen und Flekchen,
	        
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