schon seh ich seinen Rachen gähnen,
es haut nach mir mit grimmen Zähnen,
als meine Hunde, wutentbrannt,
an seinen Bauch mit grimm'gen Bissen
sich warfen, daß es heulend stand,
von ungeheurem Schmerz zerrissen.
Und eh' es ihren Bissen sich
entwindet, rasch erheb' ich mich,
erspähe mir des Feindes Blöße
und stoße tief ihm ins Gekröse,
nachbohrend bis ans Heft den Stahl.
Schwarzquellend springt des Blutes
Strahl;
hin sinkt es und begräbt im Falle
mich mit des Leibes Riesenballe,
daß schnell die Sinne mir vergehn.
Und als ich neugestärkt erwache,
seh' ich die Knappen um mich stehn,
und tot im Blute liegt der Drache.“
Des Beifalls lang gehemmte Lust
befreit jetzt aller Hörer Brust,
so wie der Ritter dies gesprochen,
und zehnfach am Gewölb' gebrochen
wälzt der vermischten Stimmen Schall
sich brausend fort im Wiederhall.
Laut fordern selbst des Ordens Söhne,
daß man die Heldenstirne kröne,
und dankbar im Triumphgepräng'
will ihn das Volk dem Volke zeigen;
da faltet seine Stirne streng
der Meister und gebietet Schweigen,
und spricht: „Den Drachen, der dies
Land
verheert, schlugst du mit tapfrer Hand;
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D
ein Gott bist du dem Volke worden,
ein Feind kommst du zurück dem Orden,
und einen schlimmern Wurm gebar
dein Herz, als dieser Drache war.
Die Schlange, die das Herz vergiftet,
die Zwietracht und Verderben stiftet,
das ist der widerspenst'ge Geist,
der gegen Zucht sich frech empöret,
der Ordnung heilig Band zerreißt;
denn der ist's, der die Welt zerstöret.
Mut zeiget auch der Mameluck,
Gehorsam ist des Christen Schmuck;
denn wo der Herr in seiner Größe
gewandelt hat in Knechtesblöße,
da stifteten, auf heil'gem Grund,
die Väter dieses Ordens Bund,
der Pflichten schwerste zu erfüllen:
zu bändigen den eignen Willen.
Dich hat der eitle Ruhm bewegt;
drum wende dich aus meinen Blicken! 20
denn wer des Herren Joch nicht trägt,
darf sich mit seinem Kreuz nicht schmücken.“
Da bricht die Menge tobend aus,
gewalt'ger Sturm bewegt das Haus,
um Gnade flehen alle Brüder; 25
doch schweigend blickt der Jüngling
nieder;
still legt er von sich das Gewand
und küßt des Meisters strenge Hand
und geht. Der folgt ihm mit dem Blicke, 80
dann ruft er liebend ihn zurücke
und spricht: „Umarme mich, mein Sohn!
Dir ist der härtre Kampf gelungen.
Nimm dieses Kreuz! Es ist der Lohn
der Demut, die sich selbst bezwungen.“ 386
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61. Der Dom zu Köln.
Mach Hästers' Lesebuch.)
Unter den vielen Kirchen der Stadt Köln und überhaupt unter allen
Kirchen Deutschlands ist eine der merkwürdigsten und vorzüglichsten der herr—
liche Dom. Der Bau des Domes begann im Jahre 1248 durch den Erz- 40
bischof Konrad von Hochsteden. Das große Vermögen dieses Erzbischofs, so
wie der damalige Reichtum der Bewohner Kölns machte den Beginn eines
so großartigen Baues möglich. Auch brachten die unzähligen Pilger, die aus
entsernten Gegenden zur Verehrung der Reliquien der heiligen drei Könige
(der Weisen aus dem Morgenlande) dorthin wallfahrteten, zum Bau des Domes 46