Full text: [Teil 2 = Oberstufe, [Schülerband]] (Teil 2 = Oberstufe, [Schülerband])

schon seh ich seinen Rachen gähnen, 
es haut nach mir mit grimmen Zähnen, 
als meine Hunde, wutentbrannt, 
an seinen Bauch mit grimm'gen Bissen 
sich warfen, daß es heulend stand, 
von ungeheurem Schmerz zerrissen. 
Und eh' es ihren Bissen sich 
entwindet, rasch erheb' ich mich, 
erspähe mir des Feindes Blöße 
und stoße tief ihm ins Gekröse, 
nachbohrend bis ans Heft den Stahl. 
Schwarzquellend springt des Blutes 
Strahl; 
hin sinkt es und begräbt im Falle 
mich mit des Leibes Riesenballe, 
daß schnell die Sinne mir vergehn. 
Und als ich neugestärkt erwache, 
seh' ich die Knappen um mich stehn, 
und tot im Blute liegt der Drache.“ 
Des Beifalls lang gehemmte Lust 
befreit jetzt aller Hörer Brust, 
so wie der Ritter dies gesprochen, 
und zehnfach am Gewölb' gebrochen 
wälzt der vermischten Stimmen Schall 
sich brausend fort im Wiederhall. 
Laut fordern selbst des Ordens Söhne, 
daß man die Heldenstirne kröne, 
und dankbar im Triumphgepräng' 
will ihn das Volk dem Volke zeigen; 
da faltet seine Stirne streng 
der Meister und gebietet Schweigen, 
und spricht: „Den Drachen, der dies 
Land 
verheert, schlugst du mit tapfrer Hand; 
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D 
ein Gott bist du dem Volke worden, 
ein Feind kommst du zurück dem Orden, 
und einen schlimmern Wurm gebar 
dein Herz, als dieser Drache war. 
Die Schlange, die das Herz vergiftet, 
die Zwietracht und Verderben stiftet, 
das ist der widerspenst'ge Geist, 
der gegen Zucht sich frech empöret, 
der Ordnung heilig Band zerreißt; 
denn der ist's, der die Welt zerstöret. 
Mut zeiget auch der Mameluck, 
Gehorsam ist des Christen Schmuck; 
denn wo der Herr in seiner Größe 
gewandelt hat in Knechtesblöße, 
da stifteten, auf heil'gem Grund, 
die Väter dieses Ordens Bund, 
der Pflichten schwerste zu erfüllen: 
zu bändigen den eignen Willen. 
Dich hat der eitle Ruhm bewegt; 
drum wende dich aus meinen Blicken! 20 
denn wer des Herren Joch nicht trägt, 
darf sich mit seinem Kreuz nicht schmücken.“ 
Da bricht die Menge tobend aus, 
gewalt'ger Sturm bewegt das Haus, 
um Gnade flehen alle Brüder; 25 
doch schweigend blickt der Jüngling 
nieder; 
still legt er von sich das Gewand 
und küßt des Meisters strenge Hand 
und geht. Der folgt ihm mit dem Blicke, 80 
dann ruft er liebend ihn zurücke 
und spricht: „Umarme mich, mein Sohn! 
Dir ist der härtre Kampf gelungen. 
Nimm dieses Kreuz! Es ist der Lohn 
der Demut, die sich selbst bezwungen.“ 386 
1 
61. Der Dom zu Köln. 
Mach Hästers' Lesebuch.) 
Unter den vielen Kirchen der Stadt Köln und überhaupt unter allen 
Kirchen Deutschlands ist eine der merkwürdigsten und vorzüglichsten der herr— 
liche Dom. Der Bau des Domes begann im Jahre 1248 durch den Erz- 40 
bischof Konrad von Hochsteden. Das große Vermögen dieses Erzbischofs, so 
wie der damalige Reichtum der Bewohner Kölns machte den Beginn eines 
so großartigen Baues möglich. Auch brachten die unzähligen Pilger, die aus 
entsernten Gegenden zur Verehrung der Reliquien der heiligen drei Könige 
(der Weisen aus dem Morgenlande) dorthin wallfahrteten, zum Bau des Domes 46
	        
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