Full text: Geschichte des Altertums (Teil 1)

— 5 — 
schlossen. Sie verachteten alle Gefahr und kämpften mit einer Wut, 
die ich in einem solchen Grade bei den Franzosen noch nicht kennen - 
gelernt hatte. Sie drangen in einer solcher Masse auf. daß jede 
unserer Kugeln traf und sich selten mit einem Opfer begnügte. Die 
Feinde warfen sich geradezu auf die Mauer und griffen nach den 
Büchsen, die aus den Schießlöchern hervorsahen, wollten verwegen 
in die Türen und Tore einbrechen; aber manche büßten diesen Ver¬ 
such mit dem Leben. 
Der härteste Kampf war da, wo die Scheunentür fehlte und 
wo sie mit aller Gewalt eindringen wollten und die deutschen Schützen 
mit gefälltem Bajonett den Zugang verteidigten. Auf diesem 
Flecke lagen in jenem Augenblicke bereits gegen 17 Feinde erstochen 
übereinander und schützten noch mit ihren Leichen die immer neu 
aufdringenden Freunde. 
Während dieser Zeit formierten sich rechts vorwärts vor der 
Meierei vier Linien von Kavallerie: die erste Kürassiere, die zweite 
Ulanen, die dritte Dragoner und die vierte Husaren. Was hatten 
sie vor? Sie wollten zweifellos die Karrees sprengen, die von den 
Bataillonen unserer Division rückwärts von La Haye Sainte ge¬ 
bildet worden waren. Gelang ihnen das und wurde dann die 
ganze Linie durchbrochen, so war unser Schicksal besiegelt. Als 
die französische Reiterei nun dicht an der Meierei vorbeijagte, ließ 
ich alles Feuer auf sie richten. Zwar wurden viele Menschen und 
Pferde niedergeworfen, aber der Mut war nicht zu brechen. Ohne 
sich im mindesten um unser Feuer zu kümmern, rückten sie mit 
größter Unerschrockenheit vor und griffen die -Infanterie-Karrees 
an. Alles dies konnte ich übersehen, und ich gestehe gern, daß mir 
hin und wieder schwer ums Herz ward. Wie diese Kavallerie von 
unseren Infanterie-Karrees aufgenommen und zurückgeschlagen wurde, 
ist zu bekannt, als daß ich es hier zu berühren brauche. 
Der französische Schriftsteller Houssaye in seinem Buche 
„Waterloo : „Wie Welle auf Welle folgten die Schwadronen ein¬ 
ander. Die gesamte Kavallerie überschwemmte das Plateau. Küras¬ 
siere, Chasseurs, rote Lanciers umkreisten die Karrees, griffen sie auf 
allen vier Seiten an, stürzten sich auf die Ecken, schlugen die Bajo¬ 
nette mit den Säbeln zurück, stachen mit den Lanzen auf den
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.