Wie du lachst mit deines Himmels Blau,
lieb Heimatland, ade!
Wie du grüßest mich mit Feld und Au,
lieb Heimatland, ade!
Gott weiß, zu dir steht stets mein Sinn,
doch jetzt zur Ferne ziehts mich hin,
lieb Heimatland, ade!
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Begleitest mich, du lieber Fluß
lieb Heimatland, ade!
Bist traurig, daß ich wandern muß,
lieb Heimatland, ade!
Vom moossgen Stein am wald gen Thal,
da grüß ich dich zum letztenmal!
Mein Heimatland, ade!
240. Die Auswanderer.
(Freiligrath.)
Ich kann den Blick nicht von euch
wenden,
ich muß euch anschau'n immerdar;
wie reicht ihr mit geschäft gen Händen
dem Schiffer eure Habe dar!
Ihr Männer, die ihr von dem Nacken
die Körbe langt, mit Brot beschwert,
das ihr, aus deutschem Korn gebacken,
geröstet habt auf deutschem Herd.
Und ihr, im Schmuck der langen Zöpfe,
ihr Schwarzwaldmädchen, braun und
schlank,.
wie sorgsam stellt ihr Krüg und Töpfe
auf der Schaluppe grüne Bank!
Das sind dieselben Töpf und Krüge,
oft an der Heimat Born gefüllt;
wenn am Missouri alles schwiege,
sie malten euch der Heimat Bild;
Des Dorfes steingefaßte Quelle,
zu der ihr schöpfend euch gebückt;
des Herdes traute Feuerstelle,
das Wandgesims, das sie geschmückt.
Bald zieren sie im fernen Westen
des leichten Bretterhauses Wand;
bald reicht sie müden braunen Gästen,
voll frischen Trunkes, eure Hand
Es trinkt daraus der Tscherokese,
ermattet, von der Jagd bestaubt;
nicht mehr von deutscher Rebenlese
tragt ihr sie heim, mit Grün belaubt.
O sprecht! warum zogt ihr von
dannen?
Das Neckarthal hat Wein und Korn;
der Schwarzwald steht voll finstrer
Tannen,
im Spessart klingt des Aelplers Horn
Wie wird es in den fremden Wäldern
euch nach der Heimatberge Grün,
nach Deutschlands gelben Weizenfeldern
nach seinen Rebenhügeln ziehn!
Wie wird das Bild der alten Tage
durch eure Träume glänzend wehn!
Gleich einer stillen prommen Sage
wird es euch vor der Seele stehn.
Der Bootsmann winkt! — Zieht hin in Frieden!
Gott schütz euch, Mann und Weib und Greis!
Sei Freude eurer Brust beschieden,
und euren Feldern Reis und Mais!
241. Ein Gesang über den Wassern.
(Schöler in der Hunsrücker Chronik.)
Nach Amerika geht die Straße weit, und wer dahin will, muß mehr
als einen Sonntag unterwegs bleiben. Dorthin zogen im vorigen Sommer
bom Rhein her zwei Bauersleute, denen es in der Heimat nicht mehr wohl—
gefiel. Und sie waren schon wochenlang mitten auf dem Weltmeer, wo man
keinen grünen Wald sieht und keinen Kornacker, und des Morgens kräht kein
Hahn, und des Mittags bläst kein Hirte; und wenn manchmal ein Vogel
sich zeigt, so istss keine Schwalbe, die den lieben Sommer verkündigt, auch
Gabrielu. Supprian, Lesebuch. U.
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