Full text: Lesebuch für die Mittelstufe (Teil 4, [Schülerband])

274 D. Heimat und Fremde. 
meer, bestehend aus losen Trümmern und scharfkantigen Blöcken. 
Wieder an andern Stellen gleiecht die erstarrte Lavamasse 
ineinandergewundenen, dicken Tauen oder Schlangen oder 
mãchtigen Baumwurzeln. Keine Spur von Pflanzenwuchs mildert 
den dũstern Eindruck des schwarzen Bergkegels, aus dessen gerun- 
detem Gipfel geballte weibe Dampfe aufsteigen. In einer Hõhe von 
700 m beindet sich die untere Station einer Seilbahn, die den 
Besucher in 10 Minuten 380 m höher hinauf führt. Dann sind 
noeh etwa 120 m zu ersteigen, ehe man beim höchsten Rrater- 
rande anlangt. Die Lavahochebene, auf der man sich nun dem 
dampfenden Gipfel nähert, besteht aus frisch geflossener, an 
einzelnen Stellen noch in Bewegung begriffener Lava, über 
welcher die heiße Luft zittert. 
Der ungewõhnliche Anblick des Feuerherdes wird besonders 
dureh den groben Gegensatz der Farben erhöht. Die glänzend- 
schwarze Lava nimmt dureh glühende Dämpfe einen brennend- 
roten bis rotgelben Farbenfon an. Ein dumpfes Brausen der 
ausstrõômenden Dampfmassen, untermischt mit einzelnen Donner- 
schlägen, denen nach einigen Sekunden das Prasseln und RKlirren 
der Lavastũcke folgt, betäubt das Ohr; die gelbe FParbe des 
eigentlichen Auswurfskegels, die weiben Dampfwolken, welche 
sich aus dem Krater wälzen, blenden das Auge. 
Der Krater selbst war bei dem Besuche eines Reisenden, der 
uns davon berichtet, mit Dämpfen erfüllt, seine Tiefe betrug 
etwa 15, sein Umfang etwa 150 m. Auf dem RKraterboden stand 
ein Neinerer Kegel, aus welehem glühendflüssige Lavamassen 
50 - 100 m hoch emporgeschleudert wurden. Nach Oppel. 
211. Rom. 
Rom ist die Hauptstadt der katholischen Christenheit, der Sitz des Papstes, 
das Ziel der Wandrung von tausend und aber tausend Pilgern, die aus allen 
Teilen der christlichen Welt dorthin strömen, um am Grabe der heiligen Apostel— 
fürsten Petrus und Paulus zu beten, den Segen des heiligen Vaters zu 
empfangen und die Denkmäler und Kunstschätze, die hier aus allen Zeiten 
aufgehäuft sind, anzustaunen. 
Die Gegend um Rom, durch welche die Reisenden aus dem Norden 
herkommen, ist öde und einsam. Kaum erhebt sich ein Baum, nur einzelne 
alte Säulen und andre Bautrümmer schaut das Auge. Der Blick des Wand— 
rers späht in die Ferne; da plötzlich ragt das Zeichen des Kreuzes empor 
über eine Wolke von Rauch und Dunst. Es ist das Kreuz der Peterskirche
	        
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