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Siebenjähriger Krieg
Es war aber nur ein Vorpostengefecht/ und der
Feind konnte noch seine ganze Kraft gezen des
Königs Angriff wenden. Und al- dieser, in un¬
geduldiger Eile, ohne das andere Fußvolk und die
Reuterei zu erwarten, seine Grenadiere gegen die
Schanzen der Oestreicher führte, da empfing sie
ein so mörderisches Feuer aus 200 Stucken Ge¬
schütz , daß die Reihen der Seknigen, wie vom
Blitze niedergeschmettert, und wie im Tode noch
zusarnmengeordnet, da lagen, daß seine Kanoniere
nicht einmahl zum Laden ihres Geschützes gelangen
konnten, sondern gleichfalls zerschmettert farnint
den Pferden hinstürzren, und der König selbst be¬
täubt seinen Begleitern gestand, solches Krachen
der Schlacht nie gehört zu haben. Zn der That
beraubte es auch mehrere Menschen auf der Stelle
des Gehörs. Den König traf ein Streifschuß
an der Brust, doch ohne ihn bedeutend zu verletzen.
— Es rückten neue Haufen der Preußen heran
und gewannen einigen Raum, dann wurden sie
von der. östreichschen Reuterei zurückgeschlagen.
Diese wurde wieder von der preußischen geworfen,
die endlich auch heran kam, nachdem sie auf dem
Wege aufgehalten war; und so wurde bis in die
Nacht mit abwechselndem Glücke gcfochten. Aber
des Königs Herz war von Kummer niedergedrückt;
der Kern seines Fußvolks lag auf dem Schlacht¬
felds und die östreichschen Verfchanzunqen waren
nicht erobert; der Feldmarschall Daun hatte sogar
schon ernen Eilboten mit der SiegeSnachricht an
seine Kaiserin abgesendct. Aber der Rath des
Schicksals hatte es dennoch anders geordnet. Wäh,
rend auf deS Königs Seite noch hrn lind wieder
in der Dunkelheit von einzelnen Haufen gefochten
wurde, die sich verirrt hatten , und Freunde oft
auf Freunde schossen; während in kalter Herdst-
nacht unzählige Feuer in der Torgauer Haide
brannten , und Gesunde und Verwundete von beiden
Seiten sich um ihnen sammelten, mit dem Ver¬
trage, am Morgen sich demjenigen zu ergeben,
der den Sieg gewonnen haben würde; uttd wägend