Full text: [Teil 3 = Oberstufe, [Schülerband]] (Teil 3 = Oberstufe, [Schülerband])

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Knaben von den Knappen in den ritterlichen Künsten unterwiesen 
wurden, beschäftigten sich die Frauen in ihren stillen Wohnungen mit 
der Erziehung ihrer Töchter, der Aufsicht über das Hauswesen und 
weiblichen Arbeiten, besonders Stickereien. Sie stickten zierliche Ge— 
wänder, Mäntel, Teppiche, Decken für die Rosse, Banner und der— 
gleichen, und ihre Hoffräulein und Dienerinnen, deren Zahl übrigens 
sehr beschränkt war, halfen ihnen bei diesen Arbeiten oder leisteten 
ihnen wenigstens Gesellschaft. 
Der Einförmigkeit des häuslichen Lebens entsprach die Einfach— 
heit der Wohnungen. Man würde in der Tat kaum begreifen können, 
wie in den kleinen Gemächern der meisten Burgen, die nur von einigen 
übergroßen Räumen unterbrochen wurden, für einen großen Hausstand 
Platz sein konnte, wüßte man nicht, daß die Herren mit ihren Dienern 
und Dienerinnen damals weit mehr zusammenlebten, daß sie sich in 
gemeinsamen Räumen mit denselben aufhielten und auch ihre Freude 
nielfach mit ihnen teilten. Noch einfacher waren die städtischen Wohn— 
häuser. Während Kirchen, Rathäuser und andere öffentliche Gebäude 
mit der größten Pracht ausgestattet wurden, waren noch im drei— 
zehnten Jahrhundert viele Häuser in den italienischen Städten mit 
Schindeln und Stroh gedeckt, und obgleich es schon im zwölften Jahr— 
hundert in Deutschland dreistöckige, in Paris vierstöckige Häuser gab, 
so dürfen wir uns doch darunter keineswegs prächtige Gebäude vorstellen. 
Dem Außeren der Häuser entsprach auch die innere Einrichtung 
derselben. In den Ritterburgen fand man bei aller Einfachheit des 
Hausgerätes doch wohl kostbare Teppiche auf Tischen, Ruhebetten und 
Fußböden, prächtige Vorhänge, schwere silberne, oft vergoldete Kannen, 
Becher, Schüsseln, Waschbecken. Weit einfacher sah es in den bürger— 
lichen Wohnungen aus. Schmuck- und kunstlos, nur auf das Bedürfnis 
berechnet, war der Hausrat. Mann und Frau aßen von einem und 
demselben Teller. Ein oder zwei Becher reichten aus für die ganze 
Familie. Messer und Gabel dienten für mehrere Tischgenossen zugleich. 
Die Glasur irdener Gefäße kam erst jetzt auf. Kerzen hatte man noch 
nicht, sondern nach fröhlichem Schmause ließen sich die Gäste mit 
Fackeln oder Laternen nach Hause leuchten. Selbst in wohlhabenderen 
Familien hatte der Sohn keine eigene Wirtschaft, sondern wohnte mit 
seiner jungen Frau in einem Hinterstübchen des elterlichen Hauses. 
Dabei fehlte es aber in jenen düsteren Räumen durchaus nicht an 
Heiterkeit und Frohsinn. Sang und Klang war überall, und in mancher 
deutschen Stadt gab es eine unglaubliche Menge von Spielleuten, 
welche ihre Harfen, Fiedeln, Pfeifen und Zinken ertönen lieen 
Wernicke.
	        
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