Full text: Mit 27 Abbildungen (Teil 3 = (6. - 8. Schuljahr), [Schülerband])

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Sofort werden nun die Gewehre zusammengesetzt, und während 
der Kommandeurruf die Herren Offiziere zur Kritik bescheidet, dürfen sich 
die Mannschaften zum erstenmal an diesem heißen Tage für ein Stündchen 
der wohlverdienten Ruhe überlassen, und sie machen von dieser Erlaubnis 
ausgiebigen Gebrauch. 
Dann heißt es noch einmal: „Das Gewehr über! — Ohne Tritt 
marsch!“ Nun weiß man aber, daß es nicht mehr lange dauern kann. 
Wenn man nicht gerade das Pech hat, auf Vorposten zu kommen, geht 
es in die Quartiere, falls solche vorgesehen sind, oder wenigstens doch 
ins Biwak. 
3. Auch dort gibt es ja noch mancherlei zu tun. Die Kochlöcher müssen 
gegraben, die Manöverbedürfnisse empfangen und verteilt und die Zelte 
aufgeschlagen werden. Die berittenen Truppen haben überdies noch für 
ihre Pferde zu sorgen, eine nicht geringe Mühe, die von den nichtberittenen 
und müdegelaufenen Vaterlandsverteidigern immer sehr wohltuend als ge— 
rechter Ausgleich empfunden wird. Im Vergleich zu den Strapazen, die 
man hinter sich hat, sind das alles aber nur Kleinigkeiten. Wenn man 
überdies erst etwas Vernünftiges im Magen hat, verschmerzt man schnell 
alle Mühsal und Beschwerden und sieht die Welt mit ganz andern Augen 
an. Bald entfaltet sich nun das bunte, fröhliche Treiben des Lagerlebens. 
Der Marketender ist gerade rechtzeitig herangekommen. Ein Fäßchen nach 
dem andern wird angezapft; vergessen sind die Mühen des Tages. Es 
wird gescherzt, gelacht, geplaudert und ein schönes Soldatenlied nach 
dem andern in die stille Abendluft hinausgeschmettert. — 
A Nur die Vorgesetzten haben meist noch keine Zeit, sich der Erholung 
hinzugeben. Der Kommandeur sucht sich auf dem laufenden zu erhalten. 
Er kann sich nicht mit gutem Gewissen zur Ruhe legen, bevor er nicht 
weiß, was rings um ihn her vorgeht, um daraus schließen zu können, 
was morgen passieren wird, und wessen er sich zu versehen hat. Bis in 
die Vorpostenkette schickt er nötigenfalls seine Offiziere vor, um auch über 
die Bewegungen und Vorkehrungen des Feindes nach Möglichkeit unter— 
richtet zu sein. Ebenso eifrig ist auch der Herr Kompagniechef noch am 
Werk. An irgend einem stillen Plätzchen versammelt er seine Offiziere 
und Unteroffiziere um sich, um mit ihnen die Vorkommnisse des Tages 
zu besprechen, zu belehren, zu ermahnen und neue Befehle und Verhaltungs— 
maßregeln zu geben; denn er fühlt die Last der Verantwortlichkeit schwer 
auf seinen Schultern ruhen. 
Endlich aber hat auch der Vorgesetzte sein Tagewerk vollbracht, und 
wenn dann der Zapfenstreich verklungen und das Gebet gesprochen ist, 
zieht sich alles zum Schlummer zurück, von dem man freilich nie wissen
	        
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