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Menschen gab wie ihn. Und als ich ihn nun fragte, warum er das Buch
mit dem Gelde so offen da liegen lasse, ob er denn gar nicht fürchte, daß
jemand eine Scheibe eindrücke und es mit leichter Mühe heraushole, ent
gegnete er lächelnd — und das Lächeln in diesem verwitterten Antlitz
war gar wundersam —
„Das tut kein Mensch. Die hier aus der Gegend wissen, was da
drin ist, und da würde sich jeder lieber die Hand abhacken, ehe er das
Buch stehlen möchte. Die es aber nicht wissen meinst du? Ja, Gesang—
bücher stehlen die Menschen nicht. Das schließt besser als Schloß und
Riegel.“
5. Der Alte geleitete mich wieder ein Stückchen Weges bis da, wo
ich ihn zuerst angetroffen. Dann sagten wir éinander Lebewohl als
Freunde.
Als ich vergangenes Jahr wieder im Harz war, fand ich den Alten
nicht mehr auf seiner Stelle — er lag unter der Erde. Sein Gesang—
buch mit dem Gelde aber ist beim Pfarrer, und in einem öffentlichen Aus—
schreiben ist der Sohn aufgefordert, es in Empfang zu nehmen; sonst fällt
es den Verwandten zu. Bexthold Auerbach. (Eine Geschichte von unterwegs.)
8. Bei dem Grabe meines Vaters.
1. Friede sei um diesen Grabstein her,
sanfter Friede Gottes! Ach, sie haben
einen guten Mann begraben,
und mirx war er mehr.
2. Träufke mir von Segen, dieser Mann,
wie ein milder Stern aus bessern Welten!
Und ich kann's ihm nicht vergelten,
was er mir getan.
3. Er entschlief; sie gruben ihn hier ein.
Leiser, süßer Troft, von Gott gegeben,
und ein Ahnden von dem ew'gen Leben
düfl' um sein Gebein, —
4. bis ihn Jesus Christus, groß und hehr,
freundlich wird erwecken! — Ach, sie haben
einen guken Mann begraben,
und mix warx erx mehr.
Matthias Clandius.