Full text: Mit 27 Abbildungen (Teil 3 = (6. - 8. Schuljahr), [Schülerband])

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des Hauses hat ein Zimmermaler manchmal ein Jahr zu tun. Die Fuß— 
böden sind mit dicken, teuern Teppichen belegt, die Fenster mit den kost— 
barsten Gardinen geschmückt und die Zimmer mit Möbeln ausgestattet, deren 
sich ein fürstliches Schloß nicht zu schämen brauchte. Besonders gern ent— 
faltet der Bördebauer bei Hochzeiten seinen Reichtum. Die dem Braut— 
paar überreichten kostbaren Geschenke, die reichhaltige Speise- und Wein— 
folge, die mit dem Hochzeitsfeste verbundenen kostspieligen Lustbarkeiten 
überschreiten oft alles Maß. Leider schwinden unter dem Einflusse des 
Reichtums immer mehr die eigenartigen Sitten und Gebräuche, die früher 
in dieser Landschaft heimisch waren. Immer seltener werden die derben, 
biedern Bauern vom alten Schlage. Immer mehr wird die einfache Klei— 
dung alter Zeit durch teure Stoffe neuster Mode verdrängt, und wie 
man sich des Gewandes aus der Väterzeit schämt, so wird auch die alte, 
liebe Muttersprache, das Plattdeutsche, sträflich vernachlässigt. 
Die Bördedörfer sind nicht klein, sondern zählen oft mehrere tausend 
Einwohner. Die aus Shin gebauten Häuser bezeugen die herrschende 
Holzarmut. Die alten Gebäude, die der Großvater ertichtet hatte, waren 
nicht mehr nach dem Geschmack des neuen Geschlechts und haben neueren 
Gehöften mit großen, schönen Einfahrten und stattlichen Wohngebäuden 
Platz gemacht. Einzelgehöfte sind seltener; meist liegen die Häuser in 
geschlossenen Ortschaften beisammen. 
5. Was die Tierwelt der Börde betrifft, so ist die früher hier in 
größeren Scharen heimische Trappe jetzt ziemlich selten geworden. Nicht 
allzuoft sieht man sie flüchtig durch die weite Ebene streichen. Da die 
Börde eine Fülle zarten Krautes erzeugt, so fühlt sich der Hase hier be— 
haglich und ist stark vertreten. Von den Vorräten, welche die Ährenfelder 
gewähren, nimmt der Hamster seinen Teil, um seine Vorratskammer für den 
Winter zu füllen. Er wird oft geradezu eine Landplage und speichert in 
seinem Bau wohl einen Scheffel Getreide auf, wobei er es auf Weizen- 
Hafer- und Gerstenfelder abgesehen hat; den eggen verschmäht er. Neh— 
men diese Tiere zu sehr überhand, dann wird von den Buern mit ihrer 
Verfolgung ein besonderer Hamsterjäger beauftragt, der an einem Tage 
oft an hundert Stück erlegt. Qentschel und Mürkel: „Umschan in der dentschen gNReimat“. 
194. Heidebilder. 
i. Tiefeinsamkeit spannt weit die schönen Hũgel, 
weit über stille Felder aus. 
Vie ferne Küsten grenzen graue Hügel, 
sie schützen vor dem Menschengraus.
	        
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