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Nun denke man sich als Ruderer lauter kräftige, tadellos gebaute,
bronzefarbene Gestalten mit entblößtem Oberkörper, das glänzende, kurzge—
haltene braunschwarze Haupthaar mit Blumen geschmückt, Girlanden um Hals
und Brust; dazu ein tiefblaues Meer, einen schneeweißen Strand mit wogen—
den Palmenhainen, aus denen hier und da die Hütten der Eingebornen her—
vorlugen, und im Hintergrunde hochaufragende, hellgrün bewaldete Berge,
dann wird man begreifen, daß ich das Gefühl hatte, in einem Märchenlande
zu weilen. Die Samoaner sind, was Körperbau und Hautfarbe anlangt, der
schönste Menschenschlag, dem ich begegnet bin. Ihre Gesichtszüge sind an—
genehm, aber nicht schön. Die Regel sind breitgedrückte Nasen, wulstige
Lippen, hervorstehende Backenknochen, stark entwickelte Unterkiefer und braune,
mandelförmig geschlitzte, mit langen, dunkeln Wimpern umsäumte Augen.
3. Den ersten Morgen nach meiner Ankunft in Apia verwendete ich
auf einen Spaziergang in die nächste Umgebung der Hauptstadt. Die
Pflanzenwelt ist, wohin man auch seine Schritte lenken mag, echt tropisch.
Neben der Kokospalme tritt in erster Linie der Brotfruchtbaum hervor,
dann die Orange, der Mangobaum, die Yackfrucht und die Banane.
In den feuchten Niederungen treffen wir die von den Eingebornen an—
gebaute Tarowurzel, verschiedene Arten Yams, Zuckerrohr und vielfach
wildwachsend auch die Ananas, alles in beispielloser Üppigkeit.
Unter dem Schatten rauschender Palmen, umgeben von Bananen
und prächtig gedeihendem Zuckerrohr, auf einem sauber gehaltenen, kies—
bestreuten Platze fand ich die ersten samoanischen Hütten. Das ovale,
aus den Blättern des Zuckerrohrs hergestellte Dach ist regelmäßig ge—
wölbt. Es wird von rundbehauenen, fünf Fuß aus der Erde hervor—
ragenden und vier bis fünf Fuß voneinander entfernt stehenden Holz—
pfosten getragen. Innen ist ein einziger, großer, gleichzeitig als Emp—
fangszimmer, Speisesaal und Schlafgemach dienender Raum, der nachts
durch Jalousien aus Palmblattstreifen geschlossen wird, tagsüber aber
nach allen Seiten offen ist, so daß die Seebrise ungehindert hindurch—
streifen kann. Der Flur des Hauses wird von einer sechs bis acht Zoll
hohen Aufschüttung loser Kieselsteine gebildet, auf der eine Schicht
Korallen oder kleiner, von der See rundgewaschener Steine liegt. Hier—
über werden Matten gebreitet, und damit ist eine Lagerstätte geschaffen,
wie man sie sich besser kaum wünschen kann. Seitlich vom Mittelpfeiler
des Hauses befindet sich ein kleiner, aus Lehm geformter Herd, der in—
dessen nicht Küchen- sondern Beleuchtungszwecken dient. Gekocht wird in
dem in einiger Entfernung vom Wohnhause gelegenen Kochhause.
Einer freundlichen Einladung folgend, lassen wir uns auf dem Boden
eines der Häuser nieder und schlürfen mit Wohlbehagen die Milch einer