160 Sechster Zeitraum.
alle Männer seiner Zeit erhob, dergestalt, daß neben ihm
Pompejus nur wie ein kleinmüthiger Zauderer und Cicero
oft wie ein eitler Zungenheld erscheint. Auch an Gesinnung
waren Cäsar und Pompejus verschieden. Beide wollten herr⸗
schen, Pompejus aber auch beliebt sein, die Herrschaft von
der Liebe des Volkes empfangen; dem Cäsar war es gleich—
gültig, ob er geliebt oder gefürchtet würde.
Sechszehn Jahre alt, heirathete er Cornelia, die Toch
ter des Cinna, war also ein Marianer. Als Sulla Herr in
Rom wurde, erhielt Cäsar den Befehl, sich von ihr zu schei—
den. Auch Pompejus hatte eine junge Gemahlinn, die er
zärtlich liebte; aber Sulla gab ihm zu verstehen, daß er
ihm gern seine Stieftochter Aemiliag zur Gemahlinn ge—
ben möchte. Und was that der große Pompejus? Er ver—
stieß seine treue Gattinn, deren Mutter sich darüber zu
Tode grämte, und heirathete die Aemilia. Und was that
Cäsar? Er erklärte laut, daß er sich auf keines Menschen
Befehl dazu verstehen werde, ein Weib, das er liebe, zu ver⸗
stoßen. Diese edle Widersetzlichkeit brachte ihn auf die Pro—
seriptionsliste. Er floh aus Rom, und sogleich wurden alle
Güter seiner Gemahlinn eingezogen. Er flüchtete vor des
Tyrannen Spürhunden von Stadt zu Stadt, hatte jede
Nacht einen andern Aufenthalt, wurde einmal sogar erwischt,
und mußte sich durch 2 Talente loskaufen. Endlich wurde
er krank, und mußte sich in einer Sänfte weiter tragen
lassen. Einige Freunde Sulla's baten indessen für ihn, selbst
die Vestalinnen legten Fürbitte für sein Leben ein, bis end⸗
lich Sulla nach langem Weigern nachgab, und seinen Na—
men von der Todesliste strich, indem er sagte: „Ihr Tho—
ren wisset nicht, was ihr bittet. In diesem jungen Men—
schen steckt mehr, als ein Marius.“ Das konnte aber kei—
ner in Rom dem bleichen jungen Manne ansehen.
Cäsar faßte jedoch kein Zutrauen, und setzte nach Asien
über, wo er unter dem Prätor Minutius Thermus seine
ersten Kriegsdienste that. Dann verließ er die kriegerische
Laufbahn, um sich in der gerichtlichen Beredsamkeit zu üben
und beschloß, eine Reise nach Rhodus zu dem berühmten
Redekünstler Molon zu machen; allein sein Schiff fiel in
die Hände der Seeräuber, die damals von Pompejus noch