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6. Räthsel.
Kennst du das Bild auf zartem Grunde?
Es gibt sich selber Licht und Glanz.
Ein andres ist's zu jeder Stunde
Und immer ist es frisch und ganz.
Im engsten Raum ist's ausgeführet
Der kleinste Rahmen faßt es ein;
Doch alle Größe, die dich rühret,
Kennst du durch dieses Bild allein.
Und kannst du den Krystall mir nennen?
Ihm gleicht an Werth kein Edelstein;
Er leuchtet, ohne je zu brennen,
Das ganze Weltall saugt er ein.
Der Himmel selbst ist abgemalet
In seinem wundervollen Ring,
Und doch ist, was er von sich strahlet,
Noch schöner, als was er empfing
(Schiller.)
7. Das Glöcklein im Herzen.
Es pocht dein Herz den ganzen Tag;
Was es nur meinen und wollen mag?
Es pocht dein Herz die ganze Nacht;
Hast du das, Kindlein, schon bedacht?
Es pocht so lang', oft laut, oft still,
Hast du gefragt, was Herzchen will?
Ein rührig Glöcklein ist es eben,
Vom lieben Gott dir zu eigen gegeben;
Er hing's an deiner Seelen Thür
Und läutet es selber für und für,
Und stehet draußen und harret still,
Ob ihm dein Herz nicht öffnen will,
Und läutet fürder und harret fein,
Du wollest rufen: Herein! herein!
So pocht dein Herz nun Tag für Tag,
Und endlich thut es den letzten Schlag,
Und wie es den letzten Schlag gethan,
Da pocht es selber am Himmel an
Und stehet draußen und wartet still,
Ob ihm Gott Vater nicht öffnen will,
Und stehet draußen und harret fein,
Er wolle rufen: Herein! herein!
Und sprechen: Komm nur, mein lieber Gast,
Ich fand auch bei dir gar fromme Rast;
Wie du gethan, so gescheh dir heut;
Geh' ein in des Himmels ew' ge Freud! Sgheurlin)
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