Full text: Erstes Lesebuch für die Oberstufe (Teil 5, [Schülerband])

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D. Arbeit und Erwerb. 
viele Leute, die seine Waren besehen, nach dem Preise fragen und dann 
handeln wollen. Da er aber erklärt, er stelle gleich den äußersten Preis, so 
verkauft er an diesem Tage nicht ein Meter. Abends kann er vor Traurig— 
keit nicht essen. „Das ist also,“ denkt er, „der Lohn redlicher Treue. So 
ist dir's doch nicht gegangen, als du, wie man sagt, bei der Welt warest.“ 
Dann fand er sich aber doch wieder zurecht und schlief ruhig ein. Aber es 
ging an den beiden folgenden Tagen ebenso. Abends, wenn die andern 
Kaufleute fröhlich waren, aß Häuser ein Stückchen trocken Brot heimlich und mit 
Seufzen. Noch aber war Hoffnung auf eine Käuferin, die gewöhnlich nicht 
handelte. Endlich, am vierten Tage, kommt die Frau Landgräfin v. H. und zuerst 
an Jakobs Bude. Diesem klopft das Herz hoch vor Freude und Erwartung. 
Sie sucht aus, will aber auch ein Mäßiges abhandeln. Der arme Jakob 
muß erklären, er könne keinen Kreuzer ablassen, und sie geht schweigend 
hinweg zu den andern Spitzenhändlern. Aber als Kennerin bemerkt sie bald, 
daß bei diesen die Spitzen viel teurer und noch dazu schlechter sind, und kehrt 
zurück zu unserm Jakob. Nun kauft sie reichlich und lobt den ehrlichen Mann. 
Alle vornehmen Damen in der Stadt kaufen nun auch bei Jakob. Am 
Abende hatte er auch nicht einen Viertelmeter mehr. „Konnte ich,“ erzählte 
er, „an den ersten drei Abenden vor Kummer und Sorge nicht essen, so 
konnte ich'ss nun vor Freude nicht. Meine Seele war voll Lobes und 
Dankes gegen Gott.“ 
Gotthilf Qeinr. v. Schubert. 
4. 
Werde wirtschaftlich! 
149. Zur Beherzigung. 
Eines schickt sich nicht für alle. 
Sehe jeder, wie er's treibe, 
sehe jeder, wo er bleibe, 
und wer steht, daß er nicht falle! wolsgang v. Goethe. 
150. Kaufe die Zeit aus und sei pünktlich! 
Es giebt Leute, die den Wert des Geldes erst schätzen, wenn 
sie damit zu Ende sind. und viele machen es ebenso mit der 
Zeit. Man läßt die Stunden unbenutzt vorüberfliegen, und erst 
wenn das Leben rasch zu schwinden beginnt, gedenkt man der 
Pflicht, sie weiser zu benutzen. Aber Lässigkeit und Müßiggang 
können leicht zur Gewohnheit werden, und man ist dann auber 
stande, die Bande zu zerbrechen, mit denen man sich gesesselt 
hat. Verlorner Wohlstand kann durch Fleib, verlorne Gesund-
	        
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