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Da machte die Katze einen Sprung und verschwand in einem Boden—
fenster.
„Ütsch! ätsch!“ rief Gustchen. Ich freute mich auch, daß sie keinen
Vogel bekommen hatte. Die ganze Luft war voll Spatzen.
Die Sonne kam noch durch. Hinter den— Dächern sahen wir die
Masten der Schiffe im Hafen. Eine kleine Wetterfahne glänzte wie von
Silber. Wir hörten die Dampfer heulen. Und dann wachte der Wind
auf und krachte im Schornstein. „Bei euch kann man bange werden, aber
schön ist es doch“, sagte Gustchen, als sie wegging.
Alse Erapan.
212. Die Soldaten.
L. Da kommen die Soldaten in gleichem Schritt und Tritt,
darf keiner stehen bleiben, sie müssen alle mit.
2. Der Tambour schlägt die Trommel, der Hauptmann geht voran,
und dort der Fahnenträger schwingt hoch die stolze Fahn'.
3. Die Flinte auf der Schulter, den Säbel an der Sen,
marschieren die Soldaten hinaus zum blut'gen Streit.
4. Wenn ich erst groß geworden, so groß als wie ein Mann,
daß ich die Flinte tragen und recht marschieren kann,
5. dann sollt ihr einmal sehen, dann geh' ich wacker mit,
marschier' mit den Soldaten in gleichem Schritt und Tritt.
Georg Christtan Dieffenbach.
213. Das Gefängnis.
Habt ihr auf dem Spaziergang einmal das Gefängnis gesehen mit
den grauen Mauern und den kleinen, vergitterten Fenstern und der
Schildwache an dem düstern Tore? Da wohnen in kleinen Zellen die
Gefangenen, die ein Verbrechen begangen haben und vom Richter auf
wenige oder viele Jahre zur Gefängnisstrafe verurteilt worden sind.
Mancher sitzt in dem dunkeln Hause hinter den Gitterfenstern, der ge⸗
stohlen oder einen falschen Eid geschworen oder gar einen andern
Menschen ermordet hat. O, wie mag manchmal das Gewissen ihnen
schlagen, wenn sie in stiller Nacht nicht schlafen können und der Mond
in die einsamen Zellen scheint und sie ihrer Eltern und ihrer Lehrer ge—
denken, deren Mahnung sie nicht befolgt haben!
Aber auch die Gefangenen sind Menschen, die sich noch bessern
können und sollen; auch sie müssen die Liebe erfahren, die alle Menschen
einander erweisen sollen.
Franz Rühn.