Full text: Mit 42 Abbildungen (Teil 1 = (2. und 3. Schuljahr), [Schülerband])

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gehört, dessen Wohnung nicht weit davon war, und schnell war er 
da, um den Hahn zu fangen; denn ihr wißt ja, daß der Fuchs ein 
Hühnerdieb ist. Da er den Hahn so hoch sitzen sah, dachte er: „Den 
muß man durch gute Worte herunterlocken; denn so hoch kann ich nicht 
klettern.“ Mein Füchschen macht sich also ganz höflich herbei und spricht: 
„Ei, guten Morgen, lieber Vetter! Wie kommst du hierher? Ich habe 
dich ja so lange nicht gesehen. Aber du hast dir eine gar unbequeme 
Wohnung gewählt, und wie es scheint, hast du auch noch nichts gefrüh— 
stückt. Wenn es dir gefällig ist, mit in mein Haus zu kommen, so werde 
ich dir mit ganz frisch gebackenem Brot aufwarten.“ 
3. Der Hahn kannte aber den alten Schelm und hütete sich wohl, 
hinunterzufliegen. „Ei,“ sagte er, „wenn du ein Vetter von mir bist, so 
werde ich recht gern mit dir frühstücken; aber ich habe noch einen Reise— 
gefährten, der hat die Tür zugeschlossen. Willst du so gefällig sein, diesen 
zu wecken, so können wir gleich zusammen mitgehen.“ 
Der Fuchs meinte, er könne einen zweiten Hahn erwischen, und lief 
schnell nach der Offnung, wo der Hund lag. Dieser war aber wach und 
hatte alles angehört, was der Fuchs gesprochen hatte. Er freute sich sehr, 
den alten Betrüger jetzt strafen zu können. Ehe der Fuchs es sich versah, 
sprang der Hund hervor, packte ihn an der Kehle und biß ihn tot. Dann 
rief er seinen Freund vom Baume herunter und sagte: „Wenn du allein 
gewesen wärest, so hätte dieser Bösewicht dich umgebracht. Aber laß uns 
eilen, daß wir aus dem Walde kommen!“ 
Wilhelm Curtman. 
216. Der Wolf und der Fuchs. 
1. Der Wolf hatte den Fuchs bei sich und was der Wolf wollte, das 
mußte der Fuchs tun, weil er der schwächere war, und der Fuchs wäre 
gern des Herrn los gewesen. Es trug sich zu, daß sie beide durch den 
Wald gingen; da sprach der Wolf: „Rotfuchs, schaff mir was zu fressen, 
oder ich fresse dich selber auf!“ Da antwortete der Fuchs: „Ich weiß 
einen Bauernhof, wo ein Paar junge Lämmlein sind; hast du Lust, so 
wollen wir eins holen.“ Dem Wolfe war das recht. Sie gingen hin, 
und der Fuchs stahl das Lämmlein, brachte es dem Wolf und machte sich 
fort. Da fraß es der Wolf auf, war aber damit nicht zufrieden, sondern 
wollte das andre dazu haben und ging, es zu holen. Weil er es aber 
so ungeschickt machte, ward es die Mutter des Lämmleins gewahr und 
fing an, entsetzlich zu schreien, daß die Bauern herbeigelaufen kamen. 
Da fanden sie den Wolf und schlugen ihn so erbärmlich, daß er hinkend 
und heulend bei dem Fuchse ankam. „Du hast mich schön angeführt,“ 
sprach er, „ich wollte das andre Lamm holen, da haben mich die Bauern
	        
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