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Das Ende
Marbod's u
Lrmin's.
Walde, wo die Gebeine der vor sechs Jahren gefallenen Römer
noch unbestattet lagen. Diesen wurde die letzte Ehre erwiesen und
die gesammelten Ueberreste mit einem gemeinschaftlichen Grabhügel
bedeckt. Bald nach vollzogener Trauerpflicht kam es mit den Germa¬
nen unter Armin zu einem blutigen Kampf, der nach römischen
Berichten unentschieden blieb. Die Römer traten sogleich auf den¬
selben Wegen, auf denen sie gekommen, den Rückzug an und erlit-
ten theils durch Sturmfluthen, theils durch die verfolgenden Feinde
noch bedeutende Verluste.
Im folgenden Jahre (16 n. Chr.) kam Germaniens abermals zu
Schiffe zum Ausflusse der Ems, landete und zog an die Weser. Gegen
90,000 Mann führte er auf einem Felde, am rechten Wesernfer, wel¬
ches Tacitus Jdistavistus nennt, zur Schlacht gegen die Germanen.
Die Römer gewannen einen blutigen Sieg; Armin selbst ward ver¬
wundet. Schnell sammelten sich aber die Germanen wieder und lie¬
ferten östlich von der vorigen Wahlstätte den Römern ein neues Tref¬
fen, welches sehr blutig war und unentschieden blieb. Trotz des
Sieges, dessen er sich rühmte, trat Germanicus wegen des weit
vorgeschrittenen Sommers den Rückzug an, ohne einen andern Er¬
folg von seinem Eindringen in Deutschland zu haben, als die Er¬
richtung eines Siegesdenkmals. Auf der Heimfahrt wurde ein gro¬
ßer Theil der römischen Flotte in einem gewaltigen Sturme von
den Wellen verschlungen. Germanicus gedachte im nächsten Jahre
den Krieg zu erneuern, aber Tiberius rief ihn nach Rom zurück,
indem er erklärte, es sei der Rache genug geschehen, man könne
es den Germanen überlassen, sich selbst aufzureiben.
Wahrscheinlich nicht ohne römischen Einfluß führte die Feind¬
schaft Armin's und Marbod's 17 n. Chr. zu einem Kriege zwischen
den beiden großen Völkerbünden, dem cheruskischen und dem marko-
mannischen. Es wurde eine Schlacht geliefert, die unentschieden blieb;
aber Marbod zog sich zurück und erklärte sich dadurch für besiegt.
Marbods Herrschsucht scheint viele der Seinigen erbittert zu haben,
wenigstens wurde er von vielen verlassen und bat den Kaiser Tibe¬
rius um Hülfe. Es erschien auch ein römisches Heer an der Do¬
nau, aber nicht zum Beistände, sondern um Marbods Sturz her¬
beizuführen. Wahrscheinlich mit Unterstützung der Römer gewann
ein vornehmer Gothe, Catualba, die markomannischen Großen und
bemächtigte sich der Hauptstadt des Reiches. Marbod floh auf rö¬
misches Gebiet, er erhielt einen Aufenthalt in Ravenna angewiesen
und lebte daselbst noch achtzehn Jahre.
Einige Jahre nach Marbod's Sturz kam Hermann um. Wahr¬
scheinlich durch römischen Einfluß herrschte Uneinigkeit im cheruski¬
schen Bunde, und mit Eifersucht betrachteten die cheruskischen Gro¬
ßen das Ansehen Hermanns. Dieser wurde 21 n. Chr. im 37.
Jahre seines Alters gestürzt und ermordet, und der cheruskische
Bund löste sich auf.
Die Römer verstärkten am Rhein und an der Donau die
Festungsliuie, schlossen Bündnisse und knüpften Freundschaftsbezie¬
hungen an und suchten besonders die Völker vom Niederrhein bis
zur Elbmündung, Bataver, Friesen und Chaucen, zu gewinnen.