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Städte unterstützen und ergänzen sich gegenseitig in ihrer Ge—
werbstätigkeit.
Diese Erwerbstätigkeit beschränkt sich aber nicht bloß auf
die zwei Städte, sondern hat sich allmählich auf einen weiteren
Umkreis ausgedehnt. Züm Nürnberg-Fürther Industriebezirk
gehoͤren noch Stein, Zirndorf, Farnbach, Cadolzburg, Lauf,
Wendelstein, Schwabach, Roth, Erlangen, Forchheim und andere
Drle. Die Mannigfaltigkeit der Gewerbserzeugnisse dieses Distrikts
ist außerordentlich groß; man kann sich von derselben einen Be—
griff machen, wenn man erfährt, daß ein wohl ausgestattetes
Manufaktur⸗Warenlager über 14000 Nummern zählt.
Mancher Gewerbszweig hat seinen Sitz hauptsächlich in
Nürnberg, ein anderer mehr in Fürth; viele aber sind beiden
Sladten gemein. Den ersten Plaß behauptet die Metallindustrie
und zwar steht in erster Reihe die Messingfabrikation und die
Verfertigung von Messingwaren. Das bedeutendste Handwerk
war von jeher das der Rot- und Gelbgießer. Auch der eigent⸗
liche Kunsterzguß findet würdige Vertretung. Sehr bedeutend
sind Gürtlerei, Drahtzieherei und namentlich Metallschlägerei.
Aus dem Gürtlerhandwerk ist die Stahlbrillen-Industrie hervor—
gegangen und es werden sowohl die Brillengestelle als auch
Brillengläser im Nürnberg-Fürther Bezirk massenhaft verfertigt.
Draht wird aus Eisen, Stahl, Messing, Kupfer, Aluminium, Gold
und Silber gezogen. Die Erzeugnisse der Feilenhauer, Ahlenschmiede,
Flaschner, Zinngießer und Kompaßmacher finden ebenfalls im
Großhandel Absatz; die Zirkel- und Reißzeugverfertigung ist
Gegenstand eines eigenen Handwerks geworden.
Für Bleistiftfabrikation ist Nürnberg der erste Ort der
Welt.Neben der Fabrik von A. W. Faber zu Stein liefern
die Fabriken von Johann Faber, von Schwanhäußer (Großberger
und Kurz) und von Fröscheis in Nürnberg die besten Bleistift—
fabrikate. Kaum weniger umfassend ist die Glasindustrie, nament⸗
lich das Schleifen und Belegen von Glasplatten für Spiegel.
Naͤch Fürth gehören 40 Schleifereien an fränkischen und ober—
pfälzischen Flüssen. Auch die Herstellung von Spiegelrahmen in
allen Größen und Formen beschäftigt eine Menge von Händen.
Mannigfach sind die in den Handel kommenden Erzeugnisse der
zahlreichen Schreiner- Drechsler- und Kammacher-⸗Werkstätten.
Die Papierinduͤstrie ist ebenfalls eine weit verzweigte: Tapeten,
Buntpapiere, Bilderbogen und Bilderbücher, Abziehbilder, Papp⸗
arbeilen, Buchbinder- und Portefeuillewaren, Spielkarten finden
inen weil derbreilelen Absatz. Von besonderer Wichtigkeit sind
die chemischen Fabriken geworden und unter diesen stehen die
Farbfabriken obenan. Die Firma, Vereinigte Ultramarinfabriken“
ehr⸗ und Lesebuch für Fortbildungs- und Sonntagsschulen. 13. Aufl. 13