Full text: Heimatatlas für die Provinz Brandenburg

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Vierter Zeitraum. 
thum. Rom legte seine bisher noch immer regellose und armse¬ 
lige Gestalt ab, denn Augustus erbauete prächtige Tempel und Pa¬ 
laste, und theilte die Stadt in 14 Quartiere oder Viertel. Zwei 
Freunde, C. Vilnius Macenas, ein reicher, hochgebildeter Mann 
aus dem Ritterstande, und der als Feldherr berühmte M. Vip- 
sanius Agrippa, leiteten seine Entschließungen mit Weisheit und 
Redlichkeit. Die Dichter Virgil (st 19 v. CH.), Horaz (st 8 
v. Eh.), Ovidius (f 17 n. Eh.) ; der Geschichtschreiber Li- 
vius (st 19 n. Eh.) und andere vorzügliche Schriftsteller, führ¬ 
ten das goldene Zeitalter der römischen Literatur her¬ 
bei. Stehende Heere bewachten fortan die Grenzprovinzen am 
Rhein, der Donau und am Euphrat; eine deutsche Leibwache von 
10 'Eohorten, jede zu 1000 Mann, umgab den Kaiser; die 
Flotten lagerten bei Ravenna und Misenum; die ganze Land- und 
Seemacht mochte 450,000 Mann betragen. Eine geordnete Ver¬ 
waltung der Staatsgelder brachte die Einkünfte auf 240 Millionen 
Thaler. Dennoch wurden mehrere Verschwörungen gegen das Leben 
Augustus versucht; den Corn. Cinna entwaffnete er durch zweima¬ 
lige Verzeihung. Obschon friedliebend mußte er gleichwohl verschie¬ 
dene Kriege führen entweder persönlich oder durch seine, Feldherrn. 
So zog er wider dieEantabrer und Asturier, im nördlichen Spa- 
27 nien, und gründete die Colonien Caesar Augusta, Saragossa, 
•ei)- und Augusta Emeriia, Mecida. Seine Feldherren kämpften 
gegen die wilden Völker in den Alpen, in Arabien, Aethiopien 
und Asien. Von besonderer Wichtigkeit waren die Eroberungen 
in den südlichen Landern der Donau, Rhatien (das heutige 
Vorarlberg, Tyrol, nebst einem Theil von Graubündten), Bin¬ 
de li eien (vom Bodensee bis an den Inn) und Noricum (zwi¬ 
schen der Sau und Donau, Oestreich, Steiermark, Salzburg, 
Karnthen, Krain), zu deren Deckung stehende Lager errichtet 
> wurden, aus welchen allmählich Städte erwuchsen, wie Castra 
Patava, Pafsau, Augusta Vindelicorom, Augsburg, Dru- 
somagus, Memmingen, Casira regina, Regensburg, Colo- 
nia Agrippisia, Cöln, Augusta Trevirorwm, Trier, Mu- 
uatiana Coionia, Basel, Burma, Bonn u. a. m. Wohl be¬ 
absichtigte Augustus auch die Unterwerfung des nördlichen Deutsch¬ 
lands durch seine beiden Stiefsöhne Drusus und Tiberius; 
doch die viermaligen Züge des erstem, wo er bis an die Nieder- 
_9 elbe, vielleicht bis Barby, vocdrang, vermochten ihm eben so we¬ 
nig einen bleibenden Vortheil zu verschaffen, als nach dessen Tode 
' durch einen unglücklichen Sturz mit dem Pferde, dem Tiberius 
ein zwei mal widerholter Feldzug in dieselben Gegenden. Besser 
gelang es gegen die dem Rheine zunächst wohnenden deutschen 
Stämme, welche durch die festen Schlösser und noch mehr durch 
unter ihnen eingeführte Ueppigkeit und Weichlichkeit der römischen 
Herrschaft unterworfen wurden. Mehrere ihrer Fürsten traten in
	        
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