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und die Ohren mit dem feinen Haarpinselchen. Mit den lebhaften Äuglein
blickt es rings umher.
Das Eichhörnchen ist der Affe unserer Wälder und steht dem südlichen
Affen in Munterkeit und Possierlichkeit wenig nach; wohl aber ist es weniger
sdreist und nicht so boshaft wie dieser. Nur am heißen Mittag oder bei
gar zu schlimmem Wetter liegt es ruhig im Nest; sonst hat es immer etwas
zu schaffen, hüpft von Ast zu Ast, setzt von Baum zu Baum auf drei Meter
weit und springt in der Noth, ohne Schaden zu nehmen, vom Gipfel der
zwanzig Meter hohen Tanne auf den Boden, wobei es die vier Beine weit
10 ausbreitet und den Buschschweif wagerecht ausstreckt.
In unsern niedrigen, höhern und höchsten Wäldern ist es noch ziemlich
häufig, im Thale gern da, wo viele Haselstauden als Unterholz, in den
Bergen, wo die Nüßchen der Arvenkiefer,
die es sehr liebt, zahlreich vorkommen.
Es baut mehrere rundliche Nester aus
Reisig, Laub und Moos abseits vom
Windzug und verstopft den Eingang,
wenn es hineinwettert. Wegen der Länge
der Hinterfüße kann es nur hüpfend gehen,
dagegen klettert und schwimmt es außer⸗
ordentlich gut; nur wenn es angeschossen
ist, oder bei heftigem Sturm, rettet es
sich auf den Boden hinab und sucht ein
Loch zu gewinnen.
52 Die Eichhörnchen fressen am lieb—
sten alle Nüsse, Knospen und Kerne;
bittere Pfirsichkerne tödten sie aber
schnell. Die härtesten Schalen nagen
ee sie rasch auf und sammeln für den Win—
30 ler große Vorräthe von Nüssen, die
sie aber oft so gut verstecken, daß sie selbst dieselben nicht wieder auffinden
Wenn sie in der Gefangenschaft nichts zu nagen haben, so wachsen ihnen
die Zähne oft einige Centimeter lang an einander vorbei, so daß sie nicht
mehr fressen können. Auffallenderweise stellen sie auch den Vögeln nach; sie
zs fressen die Eier, die Nestjungen und die Alten; selbst alte Drosseln fangen sie ab.
Im März und im Juni bekommen sie drei bis sieben blinde Junge im
wohl ausgefütterten Neste und hüten sie sorgfältig. Werden sie bedroht, so tragen
sie die zierlichen Mäuschen im Maule in ein fernes Nest. Altere lassen sich
selten vollständig zähmen, Nestthierchen dagegen wohl. Ihr Fleisch schmeckt im
o Herbste gut, ihr Pelz ist wenig werth. Am gefährlichsten verfolgen sie außer
dem Menschen der noch schneller kletternde Baummarder, die Eulen und Bussarde,
vor denen sie sich durch blitzschnelles Kreisen um den Baumstamm zu retten suchen.
In harten Wintern geht es ihnen oft schlimm. Sie schlafen dann
etliche Tage lang; hindert sie aber der Schnee zu ihren Vorräthen zu
w kominen, so sterben sie leicht. Die Eichhörnchen von Norddeutschland, Schweden
und Rußland werden im Winter ganz grau. Ihr dichterer und länger be—
haarter Pelz, unter dem Namen Grauwerk bekannt, ist gesucht und theuer.
In der Schweiz laufen die braunen und schwarzen Eichhörnchen bloß grau an.
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