Full text: Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde

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Erdarten bilden zunächst die Grundlage des Acker- und Gartenbaues, 
denn in ihnen wurzeln der Pflanzen zahllose Arten. Wenn ihr im 
Herbste einen Haufen Laub zusammenscharrt und bis zum nächsten Jahre 
liegen laßt, so werdet ihr statt Laub einen Haufen Gewächs erde 
(vegetabilische Erde) haben. Ebenso entsteht aus verfaullen Thieren 
Thiererde (animalische Erde). Alles, was da lebt, wird wieder zu 
Erde. — Die aus verwesten Thier- und Pflanzenkörpern entstandene 
Erde heißt Humus oder Düngererde. Ist dieselbe mit Lehm, Sand 
oder verwittertem Gestein vermischt, so nennt man sie Garten- oder 
Dammerde, und das ist die Erdart, welche überall in Wäldern, 
Wiesen, Äckern und Gärten die oberste Schicht und den fruchtbarsten 
Ackerboden bildet. 
Der Thon, dessen gröbere Sorten Lehm oder Lette heißen, ist 
nicht so geeignet zum Ackerbau, weil er zu dicht ist, die Ausbreitung 
der Wurzeln dadurch hindert, die Nässe zu lange behält und in der 
Sonnenhitze zu einer allzu festen Masse wird. Allein zur Verbesserung 
des durchfälligen Sandbodens wird er vortheilhaft angewendet. Dieser 
landwirtschaftliche Nrrtzen der Thonerde wird noch übertroffen von 
dem gewerblichen Gebrauche, den man von der Thonerde beim Bauen 
und bei der Töpferei macht. Als Lehm wird sie zum Tünchen der 
Fußböden und beim Holzbau zum Aussetzen der Wände gebraucht. Noch 
besser werden beim Fachwerksbau die Öffnungen oder Felder mit Lehm¬ 
steinen ausgemauert; ja man baut sogar ganze Häuser aus solchen ge¬ 
formten und getrockneten Lehmsteinen, die aber freilich nicht gut Nässe 
vertragen können und leicht Risse bekommen. Sonst zeichnen sich solche 
Gebäude durch ihre Wärme aus; denn es ist eine Eigenschaft des 
Lehms, daß er Wärme und Kälte nicht leicht durchläßt. Aus diesem 
Grunde mauert man auch Kessel mit Lehm ein und überzieht Backöfen 
damit. Vorzüglich dient der Lehm zur Ziegelbrennerei, und zwar werden 
aus ihm Dach- und Mauerziegel gemacht, die um so besser sind, 
je mehr sie der Hitze ausgesetzt werden. Die Güte der Ziegeln läßt 
sich nicht sowohl aus der Farbe, etwa, daß dieselben recht dunkel¬ 
roth aussehen, als vielmehr aus dem mehr oder minder hellen Klange 
erkennen. 
Der Töpferthon ist bedeutend feiner und reiner als der Lehm 
und stählt sich fettig an, wenn er gehörig geschlemmt und geknetet wor¬ 
den ist. Er bedarf aber auch großer Biegsamkeit und Geschmeidigkeit, 
wenn die Hand des Töpfers daraus auf der einfachen Drehscheibe, die 
mit den Füßen in Bewegung gesetzt wird, Töpfe, Schüsseln und Teller 
von den verschiedensten Formen bilden sollen. Ist der Thon gut, und 
geräth das Geschirr im Brennofen, so muß es einen hellen Klang 
haben und darf nicht leicht zerbrechen. Die Glasur des irdenen Ge¬ 
schirres geschieht durch geschmolzene Mineralien, vornehmlich aber durch 
Bleiglätte. 
Die Porzellanerde ist der feinste Thon, der noch dazu sehr kunst¬ 
gemäß zubereitet werden muß. In China und Japan in Asien kannte
	        
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