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186. Unsere Zähne.
Wriel Finger du hast, das weißt du. Du weißt auch, daß darin kleine
Knochen stecken, im Daumen 2, in den anderen 3, daß die Knöchelchen vom
Fleisch umgeben sind und dieses wiederum von Haut. Du hast wohl auch schon
gemerkt, daß, wenn du dich hineinschnittest, Blut herauskam: es sind Blutgefäße
oder Adern darin. Aus dem Schmerz, den du dabei empfandest, hast du er—
fahren, daß Empfindungswerkzeuge oder Nerven den Finger durchziehen. Das
Gleiche weißt du von den Zehen; ebenso kennst du die Zahl der Augen, Ohren
usw. Weißt du aber auch, wieviel Zähne du hast, und wie diese gebaut sind?
Ich glaube kaum, und doch sind die Zähne so wichtige Werkzeuge, nicht nur zum
Kuchenessen, so wichtig, daß die Ärzte mancherlei Krankheiten auf die mangel⸗
hafte Beschaffenheit der Zähne zurückführen. Laßt uns darum sie näher be—
trachten und kennen lernen!
Vielleicht hast du ein ganz kleines Brüderchen oder Schwesterchen zu
Hause, das erst einige Wochen alt ist. Dem sieh einmal in sein Mündchen.
Gewalt brauchst du dabei nicht anzuwenden. Wenn es dich freundlich anlacht
oder auch sein Mißbehagen durch Weinen ausdrückt, wird schon Raum genug,
um ins Innere sehen zu können. Da siehst du gar nichts von Zähnen, nur
zwei rosenrote Wälle werden hinter den geöffneten Lippen sichtbar, ge⸗
bildet vom Zahnfleisch, das die Kieferknochen, Ober⸗ und Unterkiefer,
einhüllt.
Das kleine Kerlchen braucht auch noch keine Zähne. Die süße Milch,
die ihm die Mutter zu trinken gibt, oder der zarte Brei brauchen nicht lange
zerbissen und gekaut zu werden. Meist erst im 7. Monat des Lebens ent—
stehen Anschwellungen vorn in der Mitte des Unterliefers, und bald brechen
durch diese roten Hügel zwei kleine Zähnchen. Nach etwa vier Wochen kommen
auch gegenüber im Oberkiefer zwei zum Vorschein; nach sechs bis sieben Wochen
erscheint erst wieder im Unterliefer, dann im Oberliefer rechts und links von
den ersten je ein weiteres Zähnchen, so daß in jedem Kiefer jetzt vier oder,
wie wir es uns merken wollen, in jeder Kieferhälfte zwei Zähnchen stehen.
Man nennt diese, da sie vorn im Munde stehen, Vorderzähne. Weil sie eine
scharfe Schneide zeigen, die später zum Abschneiden von Stücken der Nahrung
dient, werden sie auch Schneidezähne genannt. Am Ende des ersten Lebens—
jahres kommt in gleicher Folge ein kleines Stück von den Schneidezähnen
entfernt hüben und drüben ein dickerer Zahn mit breiter, höckriger Oberfläche,
die zum Zerkauen der abgebissenen Stücke gut geeignet ist. Wie zwischen
Mühlsteinen das Korn zu Mehl gerieben wird, so geht's unserer Nahrung