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und da es schwer war, so dachte sie, daß Geld darin sein 
müsse. Da legte sie es in ihren Nähkorb und dachte: 
„Das läßt der Mann gewiß nicht liegen: er wird schon 
bald wiederkommen und es holen. So war es auch. 
Ungefähr nach einer Stunde kam er die Gasse herauf ge— 
laufen, wie einer, der zu spät zu kommen fürchtel. Des— 
wegen erhob sie sich auch sogleich von ihrem Sitze, hielt 
das Päckchen in die Höhe und eilte dem Manne entgegen, 
um ihm seine Angst sopiel wie möglich abzukürzen. Der 
Krämer wollte ihr eine Belohnung für ihre Ehrlichkeit geben; 
sie ließ sich aber nicht bewegen, auch nur das Geringste 
anzunehmen. 
160. Das bose Gewissen. 
As sich der Tag geneigt hatte, kehrte ein Mann 
in einem Wirtshause ein, wo er übernachten wollte. 
Er setzte sich hinter den Tiseb, und der Wirt lab 
auf der Bank am Ofen, und der Hausknecht labß 
miĩtten in der Stube und machte eine Schnur an leine 
Neitsebhe. Da sobrie auf einmal der Wirt: „Hans- 
jörg, ein Räuber, ein Räuber!“ und der Haussnecht 
fuhrr auf, das Licht auf dem Tisehe zu putzen; denn 
es hatte angefangen zu rinnen, weil ein Knoten im 
Dochte war. Aber der Gast sprang vom Tisehe auf 
und setzte über Hals und Kôopf zur Thür hinaus. 
Daruüber fiel ihm eine Diebslaterne aus der Talebe, 
und der Wirt sah nun, dab er zwei Rauber in der 
Stube gehabt hatte, nemlich einen auf dem Lisohe 
und einen hinter demselben. 
161. Du sollst nicht stehlen. 
Kaiser Karl der Fünfta ging einmal über den Markt 
in einem großen Gedraͤnge. Ein Dieb benutzte die Gele— 
genheit und stahl dem Kaiser eine kleine, sehr kostbare Uhr, 
die er an einem Bande trug, das um den Hals hing. 
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