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hungerte und wir hätten die harten Goldkörner zwischen 
den Zähnen! Nein, ein Weizenkorn ist besser; es ist ein 
Leben darin und kann wachsen und gedejhen und viele 
Frucht bringen. Ein Körnlein bringt eine Ähre mit vielen 
Körnlein; wer diese wieder in die Erde legt, bekommt mit 
der Zeit ein ganzes Ackerfeld, und so könnte es fortgehen, 
und bald hätte er nicht Säcke genug, den Weizen zu lassen 
— Datrum vergleicht unser Herr sein Wort nicht mit Gold 
und Silber, sondern mit einem Weizenkorn. „Das aber in 
ein gutes Land fiel, trug Frucht, etliches hundertfältig, 
etliches sechzigfältig, etliches dreißigfältig.“ 
81. Erst laß mich fertig sein! 
1. Gar emsig bei den Büchern 
Der Knabe sitzt im Kämmerlein; 
Da lacht herein durchs Fenster 
Der lustge, blanke Sonnenschein 
Und spricht: „Lieb Kind, du sitzest hier? 
Komm doch heraus und spiel bei mir!“ 
Den Knaben stört es nicht; 
Zum Sonnenschein er spricht: 
Erst laß mich fertig sein!“ 
2. Der Knabe schreibet weiter; 
Da kommt ein lustig Vögelein, 
Das picket an die Scheiben 
Und schaut so schlau zu ihm herein. 
Es ruft: „Komm mit, der Wäald ist grün, 
Der Himmel blau, die Blumen blühnl“ 
Den Knaben stört es nicht; 
Zum Vogel kurz er spricht: 
„Erst laß mich fertig sein!“ 
3. Der Knabe schreibt und schreibet; 
Da guckt der Apfelbaum herein 
Und rauscht mit seinen Blättern 
Und spricht: „Wer wird so fleißig sein! 
Schau meine Äpfel:; diese Nacht 
Hab ich für dich sie reif gemacht!“ 
Den Knaben stört es nicht; 
Zum Apfelbaum er spricht: 
„Erst laß mich fertig sein!“
	        
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