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ehe sie fragten. Der demüthige Wundarzt aber rief
aus: Gelobt sei Gottl
140. Der herzhafte Knabe.
Zu Diepholz lebte ein Schmiedemeister mit Namen
Thiesing. Dessen siebenjähriger Sohn wurde von einem
Holzschlitten übergefahren. Sein eines Bein war gebrochen
und das Fleisch daran stark versehrt. Die Multter war
kränklich, und als sie die Nachricht von dem Unglücksfalle
erhielt, fiel sie vor Schreck in eine Ohnmacht. Sie lag
noch auf dem Boden, als der Knabe in die Stube getragen
wurde. Aber so jung er war, so hatte er sich doch vor—
genommen, die Mutter nicht durch Klagen und Jammern
noch mehr zu ängstigen. Noch vor der Thür hatte er laut
gejammert; aber nun schrie und jammerte er nicht mehr.
Das gebrochene Bein mußte verbunden werden. Das war
sehr schmerzhaft; aber er ließ keinen Schrei hören. Darüber
staunten die Leute und fragten, ob er denn keine Schmerzen
habe. „O ja,⸗ sagte er, „aber ich schweige still, damit
die Mutter sich nicht kränkt.« Lange mußte er leiden.
Endlich wurde er mit Gottes Hülfe wieder hergestellt, und
von jetzt an hatte ihn seine Mutter noch lieber als vorher.
141. Der große Hund
Weit von uns liegt ein Land, das heißt Norwegen.
In diesem Lande wohnte eine Mutter, die sagte zu ihrem
zehnjährigen Söhnlein: „Nimm dies Fleisch, und bring es
dem armen Weibe, daß es sich doch auch freuen kann zu
Weihnachten Und der Knabe nimmt das Fleisch auf
seinen Schlitten und fährt getrost hinaus nach der Hütte
des armen Weibes. Da er aber in den tiefen Hohlweg
kommt, sieht er auf einmal einen großen Hund hinter
seinem Schlitten. Den dünkt das Fleisch sehr appetitlich,
und er schnappt darnach. Aber so oft der Junge das
sieht, droht er dem Hunde mit dem Finger und sagt: