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in die Stadt geritten kam. Und wie die Preußen stolz waren auf
ihren König, so verehrten und bewunderten ihn auch die fremden Fürsten
und Völker. Er war der Held seiner Zeit. Als er, 74 Jahre alt,
nach 46jahriger Regierung, am 17. Angust 1786 auf seinem Schlosse
Sanssouci starb, ging die Todesnachricht wie ein erschütternder Schlag
durch ganz Europa. Alle fühlten, daß der größte Mann des Jahr¬
hunderts aus der Welt geschieden war. „Ein König war gestorben,
mit einer Kraft, mit einem Blick, mit einem Willen, wie, solange die
Geschichte denkt, wenigen Sterblichen eigen war. Friedrich war nicht
mehr, der die Zierde und der Stolz, der Vater und Erzieher, der
Freund und Schutzgeist seines Volkes gewesen."
Friedrich Wilhekm II. (1786-1797.)
Wahlspruch: Ausrichtig und treu.
1. Seine Persönlichkeit. Friedrich II. war kinderlos gestorben; ihm
folgte daher aus den Thron sein Neffe Friedrich Wilhelm II., ein Mann
von schöner, herkulischer Gestalt und gütiger, wohlwollender Gesinnung.
Schon im bayrischen Erbfolgekriege, in dem zwar keine Schlachten,
aber mehrere Gefechte vorkamen, hatte er sich persönlich mutig und
tapfer erwiesen, so daß Friedrich der Große zu ihm sagte: „Ich betrachte
Sie von heute ab nicht mehr als meinen Neffen, sondern als meinen
Sohn. Sie haben alles gethan, was ich hätte thun können." Die¬
selbe Unerschrockenheit zeigte er auch später im Kriege gegen Frankreich.
2. Erste Regierungsmaßregeln. Die Milde und Gutmütigkeit
seines Wesens veranlaßte ihn, mit aller Entschiedenheit dem Stock¬
regiment, der zu horten Behandlung der Soldaten, entgegenzutreten.
In einem Rundschreiben an die Offiziere hieß es: „Der König hat
keine Schlingel, Kanaillen, Hunde und Kropzeug in feinen Diensten,
sondern rechtschaffene Soldaten. Unter diesen sind viele so gut als
wir (Offiziere) und vielleicht würden es manche noch besser als wir
verstehen."
Große Freude erregte auch im Volke die Beseitigung des Kaffee-
und Tabakmonopols, wodurch gleichzeitig viele französische Beamte im
Steuerwesen abgeschafft wurden.
Für Hebung des Handels und Gewerbes wurden ansehnliche
Summen verwandt, auch ließ er 1787 den Ruppiner Kanal graben
und 1792 die erste Chaussee im Lande anlegen, zwischen Berlin und
Potsdam. Berlin wurde verschönert durch das berühmte Branden¬
burger Thor. Das unter Friedrich dem Großen bereits begonnene
„Allgemeine Landrecht" wurde herausgegeben und in Kraft gesetzt.
3. Verbesserung der Schulen. Ein großes Verdienst um Hebung
des Schulwesens hat sich der König durch Einsetzung eines Ober-
Schul-Kollegiums erworben, welches das gesamte Schulwesen be¬
aufsichtigen und leiten sollte. Es sei ein Unrecht, den Bauer wie ein
Tier aufwachsen zu lassen, und Thorheit, einem künftigen Handwerker
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