Full text: Die Heimat (3 = 4. Schuljahr, [Schülerband])

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während bei sich, an jedem Beine sogar eine, dazu auch noch 
mancherlei anderes Handwerkszeug: am Munde tüchtige Kneipzangen, 
an jedem Fuße zwei Haken und am Hinterleibe einen scharfen Stachel. 
In letzterem hat sie auch ein wenig Gift, und wenn ein Vorwitziger 
sich an ihr vergreift, so giebt sie ihm einen Denkzettel, daß er es 
nicht wieder thut. 
Jetzt ist die Hummelkönigin fertig mit Putzen und Kehren. Ihr 
Pelzwams glänzt schwarz; uüm die Brust geht ein goldbrauner 
Kragen und um den Leib ein goldener Gürtel. Ganz zuletzt hat sie noch 
ein weißes Unterkeid wie von Hermelin. Sie hat sich den Bart ge— 
strichen und die Augen ausgerieben — sie besitzt deren gar viele. Jedes 
ihrer beiden großen Augen ist aus Hunderten von kleinen Augen 
zusammengesetzt, und drei kleine Nebenaugen stehen noch oben äuf 
der Stirn. 
So fliegt sie fort, geradewegs zum blühenden Weidenbusch. Dort 
geht's schon lustig und hoch her. Alles summt und singt wie im 
Konzert: Bienen, Mücken, Fliegen, auch hier und da ein Käfer. 
Die Weidenblüten haben auch eine so große Menge von Honigtöpf— 
chen und Zuckertöpfchen, daß kein Konditorladen auf der ganzen 
Welt so viele hat. 
Die Hummel schmaust, aber sie ist ärgerlich, daß sie eine Königin 
ohne Volk ist. Flugs sucht sie sich eine prächtige Stelle am Feld— 
raine, wo früher der Maulwurf sich einen Gang gegraben hat. 
„Hier will ich mir einen Hummelstaat gründen!“ brummt sie. Sie 
sammelt nun fleißig Honig ein und legt dann ihre Eier. 
Als der Sommer zu Ende ging, da war die Königin nicht mehr 
ohne Volk. 100 Hummeln waren ihre Unterthanen; 25 davon waren 
Männchen, 15 Weibchen und die übrigen Arbeiterinnen. Endlich 
kamen die rauhen Herbsttage; die Hummelkönigin starb und mit iht 
das Volk. Den königlichen Rang aäber erbte eine Hummelprinzessin, 
die wie ihre Mutter den Winter verschlief und sich im Frühlinge 
einen neuen Hummelstaat gründete. v. Waguer. 
87. Der Igel und der Maulwurf. 
Der Igel, als er spürte, daß der Winter sich nahe, bat den 
Maulwurf, ihm ein Plätzchen in seiner Höhle einzuräumen, damit er 
dort gegen die Kälte sich schützen könne. 
Der Maulwurf war es zufrieden; doch kaum sah sich der Igel 
darin, so machte er es sich bequem, breitete sich aus, und sein Wirt 
stach sich alle Augenblicke bald hier, bald da an des neuen Gastes 
spitzen Stacheln. 
Jetzt erst erkannte der arme Maulwurf seinen begangenen Fehler, 
schwur hoch und teuer, daß dies unerträglich sei, und bat den Igel, 
wieder hinauszugehen, weil seine Wohnung offenbar für sie beide zu 
klein sei. Aber der Igel lachte und spräch: „Wem es hier nicht
	        
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