Full text: Lesebuch zur Geschichte der deutschen Literatur alter und neuer Zeit

Bluͤkhe der ritterlichen (romantischen) Poesie. 101 
Gott selber wohl zu würd'gen weiß, Sein Mund verkündet uns das Wort, 
So muß er mich erkennen, Das unser Heil und unser Hort; 
Und zu dem Gral ernennen!““ Auch greift er mit geweihter Hand 
Dawider sprach sein frommer Wirth: An das allerhöchste Pfand, 
„Ihr irret, junger Mann, Ihr irrt! Das je für Schuld verliehen ward. 
Vor allem sorgt, daß Ihr von Hochfahrt Ein Priester, der sich so bewahrt, 
Durch sanften Willen bleibt bewahrt. Der sich ganz ihm hat ergeben, 
Euch verleitet Eure Jugend, Wer könnte heiliger leben?“ 
Zu brechen frommer Demuth Tugend; Das war der Beiden Scheidetag. 
Denn immer war der Hochfahrt Ziel Ihn küßte Trevrezent und sprach: 
Ein jäher Sturz.“ — Eine Thrän' entfiel „Deine Sünden laß mir hier: 
Dem Aug' des Greises, den der Gram Gottes Huld erfleh ich dir. 
Und tiefe Wehmuth überkam, Leiste, was ich dir gesagt: 
Da er gedachte, was er nun Halte fest dran unverzagt!“ 
Dem Gaste kund noch wollte thun. Von einander schieden sie; 
Ihr mögt euch selber denken wie. 
So blieb er bei ihm vierzehn Tage. 4. Lohengrin, Parzivals Sohn. 
Sein pflag der Wirth wie ich euch sage: * — * 
Kraut und Wurzeln allein Loherangrin Parzivals Sproß, 
Mußlen ihre Spesse sein. Erwuchs in Schönheit und in Kraft, 
Gan ug den Wallels die Beschwerde, Und übte ruhmreiche Ritterschaft 
Min daß ein sußen Nost ihm werde, Im Dienst des Grals als Gralgenoß. 
Da ihn der Wirh von Sünde schied, Nun bleibt mir eins noch zu berichten: 
Mit gutem Rath ihn wohl berieth. Nachdem die Taufe des Heiden geschehn, 
„Wer war's,“ so frug einst Parzival, Belehrt er war der Christenpflichten, 
„Der in der Kammer lag beim Gral, Und die Ritter all ihn noch umstehn 
Grau von Haar, von Antlitz hell?“ Glückwünschend: da auf einmal fand 
Der Wirth sprach: „Das war Titurel. Man geschrieben auf des Grales Rand: 
Der ist Deiner Muller Ahne: Wenn Gottes Hand einen Templeisen 
Es ward zuerst des Grales Fahne Zu fremdem Volle werde weisen 
Zum Schutz besohlen seiner Hand. Als Herrn, soll streng er untersagen, 
Ein Siechthum, Podagra genannt, Nach seiner Herkunft ihn zu fragen 
Hat ihn gelähmt, an's Bett gebunden. Und seinem Namen, wenn mit Segen 
Seine Farb' ist nimmer doch geschwunden. Er anders soll des Landes pflegen. 
Den Gral erblickt sein Angesicht; Frage man dennoch unbescheiden, 
Drum mag er auch ersterben nicht. So müsse das Land sogleich er meiden. 
Der Greis giebt ihnen guten Rath. Vernehmt, was sich darauf begeben: 
In seiner Jugend manchen Pfad Es herrscht' im Lande zu Brabant 
Ritt er um zu tiostieren. Eine Frau von würdereichem Leben, 
Willst du dein Leben zieren Großem Reichthum und hohem Stand. 
Und immer würdiglich gebahren, Von rechter Keuschheit in der Liebe 
Die Frau'n zu hassen mußt du sparen. Sind fremd ihr niedre menschliche Triebe. 
Frau'n und Pfaffen, wie bekannt, Es warben werthe Männer genug, 
Unbewerth ist beider Hand; Von denen mancher Krone trug, 
Doch schirmt die Pfaffen Gottes Segen. Und hohe Fürsten um ihre Hand. 
Dein Dienst soll ihrer treulich pflegen, Doch ihre Demuth war so groß, 
So wird dereinst dein Ende gut. Daß jeder Werbung sie widerstand: 
Der Pfaffheit zeige holden Muth. Denn der nur solle ihr Genoß — 
Was auf Erden sieht dein Angesicht, So sprach sie — sein, der ihr gesandt 
Das vergleicht sich doch dem Priester nicht. Als Gatte werde von Gottes Hand.
	        
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