Full text: Lesebuch zur Geschichte der deutschen Literatur alter und neuer Zeit

Neudeutsche Literatur— 
Joh. Gottfr. Seume 
(. 138 Lehrb. d. 969) 
Der Wilde. Und durchsuchten seine Weidmannstasche, 
Ein Kanadier, der noch Europens Bis sie die versprochnen Schätze fanden 
Uebertünchte Höflichkeit nicht kannte, 
Und ein Herz, Gott es ihm gegeben, n n e e 
Von Kultur noch frei, im Busen fühlte, uf der e sich verirret. 
Brachte, was er mit des Bogens Sehne Ueber Stock und Stein, durch Thal und Bäche, 
Fern in Quebeks übereisten Wäldern Stieg er schwer auf manchen jähen Felsen, 
Auf der Jagd erbeutet, zum Verkaufe. Um sich umzusehen nach dem Pfade, 
Als er ohne schlaue enenn, Der ihn tief in diese Wildniß brachte. 
So wie man ihm bot, die Felsenvögel Doch sein Späh'n und Rufen war vergebens 
Um ein kleines hingegeben hatte, Nichts vernahm er, als das hohle Echo 
Eilt' ex froh mit dem geringen Lohne Längs den hohen schwarzen Felsenwänden. 
Heim zu seinen tief verdeckten Horden n er e 
In die Arme seiner braunen Gattin. o er an dem Fuß des nächsten Berge 
Ab p Hütt Noch ein kleines, schwaches Licht erblickte. 
z n oh vnn ser in Furcht und Freude schlug in seinem Herzen, 
Ueberfiel ihn unter freiem Himmel nda ahle Muth und nahle leis, 
Schnell der schrecklichste der Donnerstürme; 
snen eee Wer ist draußen? brach mit Schreckentone 
n er n seinen ir Eine Stimme tief her aus der Höhle, 
d das grobe urtuch seines t t Und ein Mann trat aus der kleinen Wohnung. 
Klebte rund an seinem hagern Leibe. i 
Freund, im Walde hab' ich mich verirret! 
Schaurig zitternd unter kaltem Regen .. ß 
uu i Win Sprach der Europäer furchtsam schmeichelnd, 
e e blict Gönnet mir die Nacht hier zuzubringen, 
in Haus el lcie. Und zeigt nach der Stadt, ich werd' euch 
Herr, ach laßt mich, bis der Sturm sich leget, anten 
Bat er mit der herzlichsten Geberde — n 
Den gesittet feinen Eigenthümer, Muhen früh uir bie eien Wol 
ir findenn Kommt herein, versetzt der Unbekannte, 
n e ugebeer Wärmt euch; noch ist Feuer in der Hütte! 
r erarn r Pf er hn enluenen. Und er führt ihn auf das Binsenlager, 
Willst du, Diebsgesicht, mir aus dem Hause! Screueles lohta in den Winka 
Und eiheis den shweren Sig in Wneln. reitet suster mobin n 
Holt den Rest von seinem Abendmahle, 
Traurig schritt der ehrliche Hurone Hummer, Lachs und frischen Bärenschinken, 
Fort von dieser unwirthbaren Schwelle, Um den späten Fremdling zu bewirthen. 
Bis durch Sturm und Guß der späte Abend Mit dem Hunger eines Weidmanns speiste, 
Ihn in seine friedliche Behausung Festlich, wie bei einem Klosterschmause, 
Und zu seiner braunen Gattin brachte. Neben seinem Wirth der Europäer. 
Naß und müde setzt' er bei dem Feuer Fest und ernsthaft schaute der Hurone 
Sich zu seinen nackten Kleinen nieder, Seinem Gaste spähend auf die Stirne, 
Und erzählte von den bunten Städtern Der mit tiefem Schnitt den Schinken trennte, 
Und den Kriegern, die den Donner tragen, Und mit Wollust trank vom Honigtranke, 
Und dem Regensturm, der ihn ereilte, Den in einer großen Muschelschale 
Und der Grausamkeit des weißen Mannes. Er ihm freundlich zu dem Mahle reichte. 
Schmeichelnd hingen sie an seinen Knieen, Eine Bärenhaut auf weichem Moose 
Schlossen schmeichelnd sich um seinen Nacken, War des Pflanzers gute Lagerstätte, 
Trockneten die langen schwarzen Haare, Und er schlief bis in die hohe Sonne. 
376
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.