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ist, aber sich wahrscheinlich noch viel weiter fortsetzt. Sie wird jetzt 
' wegen ihrer herrlichen Tropfsteingebilde häufig besucht. Für die Erleich¬ 
terung ihres Besuchs ist in der neuesten Zeit alles Mögliche gethan wor¬ 
den , so dass jede Gefahr beseitigt ist. — Die Magdalenenhöhle steht der 
eben beschriebenen Höhle an Ausdehnung weit nach; aber ihre kolossa¬ 
len Säulen von Tropfstein, welche das unermessliche Gewölbe tragen, 
die mannigfaltigen Tropfsteingebilde und der kleine See am äussersten 
Ende dieser Höhle , welcher den berühmten Ohn oder Proteus nährt, 
machen sie gleichfalls sehr Sehenswerth. Diese berühmten Proteusthiere, 
über welche so viel gestritten worden ist, leben jedoch nicht aussohlies- 
send in diesem See , wo in Jahrtausenden kein Lichtstrahl hindringt, son¬ 
dern man hat sie auch in einer Pfütze am Eingang in Berghöhlen in 
Kärnthen gefunden. Sie sind einen Fuss lang, von der Dicke eines 
Daumens, haben eine zarte, am Kopfe wie durchsichtige Haut, welche 
beinahe die Farbe der Menschenhaut hat, sehen im ganzen einer Eidechse 
ähnlich, haben keine sichtbaren Augen, viele spitzige Zähne, an den 
Vorderfüssen 5 und an den Hinterfüssen 2 Zehen , und sind zwar mit 
Lungen versehen , athmen aber wie die Fische vermittelst Kiemen, die 
hinter dem Kopfe sitzen. So hat also der gütige Schöpfer auch selbst 
die unterirdischen Klüfte mit lebenden Geschöpfen bevölkert, und der 
wissbegierige Mensch findet in jedem Winkel der Erde Neues und Be¬ 
wundernswürdiges zu erforschen. Hier ist es freilich nur ein Amphibium, 
welches den Höhlen eigenthümlich ist, in Amerika gibt es aber auch 
solche Vögel, und noch obendrein essbare, welche sich im Freien 
nirgends finden. 
il@. Idrisu 
Die berühmte Bergstadt Idria liegt in der Tiefe eines engen, von ho¬ 
hen Bergen eingeschlossenen Thales, an dem Flüsschen Idria. Die Häu¬ 
ser stehen in einzelnen Gruppen zerstreut, mitunter ziemlich aufwärts an 
den Hügeln erbaut. Der Eingang zu dem so wichtigen Quecksilberberg¬ 
werke, das über 600 Menschen beschäftigt, und dessen grösste Tiefe 124 
Lachter (zu 6 Fuss) beträgt, ist mitten in der Stadt. Man gelangt zuerst 
in einen finstern , aber hoch gesprengten , in Felsen gehauenen Gang, 
welcher eine Strecke lang in gerader Richtung fortläuft, bevor er nach 
der Tiefe sich senkt, wohin 757 in Kalkstein gehauene, bestens unter¬ 
haltene und mit Handstangen versehene Stufen und zuletzt durch eine 
Tiefe von 14 */a Lachter Holztreppen in einem ausgemauerten Schachte 
bis zur grössten Tiefe führen. In diesem unterirdischen Labyrinthe hängt 
der Fremde ganz von der Leitung seines Führers ab und misst mit 
scheuer Sorgfalt seine Schritte hinter der Laterne. Allmählich vernimmt 
das Ohr das verborgene Arbeiten der Bergleute, bis man endlich die 
Arbeiter erblickt. Die schwachen Grubenlichter beleuchten hier wahre 
Leichengestalten, die gleichsam schon bei lebendigem Leibe der Grabes¬ 
nacht verfallen sind, denn die Ausdünstungen des Quecksilbers sind selbst 
bei der grössesten Vorsicht giftig, und die stärkste Natur widersteht 
nicht lange diesem verderblichen Einfluss. Meist wird das Erz mit Spitz¬ 
hämmern herausgehauen, und überall kleben die Tropfen des reinen, flüs¬ 
sigen Metalls. Zuletzt nähert man sich demjenigen Hauptschachte, durch 
welchen das Erz vermittelst einer Tonne aus der senkrechten Tiefe hin¬ 
ausgeschafft wird. Eine zweite Tonne dient dem Bergwerkspersonale 
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