Full text: Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig

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spann sich am Abend des 29. Juli vor der genannten Stadt. Nach 
schwerer Arbeit waren die Thore derselben gesprengt, und man stürmte in 
diese ein, um den Kampf in den Straßen noch bis zum folgenden 
Morgen fortzusetzen. Friedrich Wilhelm siegte. Doch lagen 300 
Mann seiner Krieger todt vor oder in der Stadt, wogegen die 
Feinde 1000 Verwundete lind Todte hatten, an Gefangenen aber 
60 Offiziere und 2000 Gemeine einbüßten. 
Mit der Einnahme von Halberstadt lag die Straße nach 
Braunschweig frei da, und am 31. Juli hielt Friedrich Wilhelm, 
von seinen Unterthanen mit Enthusiasmus empfangen, mit 1800 
Mann seinen Einzug in diese Stadt, woselbst die erste Rast gehal¬ 
ten wurde, die indeß nur von kurzer Dauer sein konnte, denn von 
Celle rückte Nenbel mit 5000 Mann und von Erfurt Gratien mit 
Sachsen und Holländern heran. Um die Stadt zu schonen, zog 
der Herzog dem Feinde bis zum Dorfe Oelper entgegen und un¬ 
terwarf diesen, der ihm dreifach überlegen, in einem hitzigen Treffen. 
Er kehrte sofort nach Braunschweig zurück. Doch sah er wohl 
ein, daß er mit dem Feinde, der jeden Augenblick Verstärkung er¬ 
halten konnte, sich in kein neues Gefecht einlassen durfte, weshalb 
er einen Tag nach dem Treffen bei Oelper von Braunschweig 
aufbrach und am 3. August über Burgdorf Hannover erreichte. 
Von hier aus ward der Weg mit großer Schnelle über Nienburg 
und Hoya genommen und Elssteth und Brake bereits am 7. Au¬ 
gust gewonnen. Hier nahmen englische Schiffe die Schwarzen auf 
und brachten sie wohlbehalten nach England. 
So unwichtig sonst ein Heereszug und kleine Schlachten, von 
wenigen tausend Mann einander geliefert, in der Geschichte der 
Staaten unb Völker sind, von so hoher Bedeutung wird der Zug 
des Herzogs vou Braunschweig dadurch, daß es das erste Unter¬ 
nehmen gegen die damals ganz Europa bezwingende Uebermacht 
Napoleon's war, das siegreich durchgefochten ist, und dadurch nicht 
wenig Veranlassung gegeben hat, Selbstvertrauen und Patriotis¬ 
mus im deutschen Volke wieder zu beleben. Man kann also den 
Zug des Herzogs von Braunschweig das wahre Vorspiel zu den 
Ereignissen der Jahre 1813, 1814 und 1815 nennen. 
In England ward dem Fürsten von dem Parlamente ein Jahr¬ 
gehalt von 10,000 Pfund Sterling ausgeworfen, und er selbst 
zum Generallientenant in der Armee ernannt, und auch seine Krie¬
	        
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