Full text: Ein deutscher Bürger des sechzehnten Jahrhunderts

holen lassen. Da soll der Graf mit „Nein" geantwortet 
haben; nur einen Mangel habe er gefühlt und das sei, daß 
vor dem Tore nicht ein Galgen stünde und Kaspar Duitz 
daran hinge. So bezahlte er ihm die Mahlzeit. . . . 
von Antwerpen ging ich nach Mecheln, das 4 Brabanter 
Meilen von Antwerpen und ebenso weit von Brüssel und 
Löwen entfernt ist. . . . Mecheln ist eine schöne Stadt, doch 
nicht so groß, wie eine der drei andern; das Ivasser ist durch 
Menschenhand bis an die Stadt herangeführt, so daß man 
von dort nach Antwerpen zu Schiff gelangen kann. Ich 
habe in Mecheln noch den großen Brandschaden gesehen, 
den der Blitz anrichtete, als er am 7. August 1546 in den 
Pulverturm schlug, wodurch die Stadtmauer, in der der 
Turm stand, mit dem Turm aus dem Grunde gerissen, 
große Stücke weit in die Stadt hinein auf die Häuser ge¬ 
worfen wurden und großer Schaden an Häusern und Leuten 
verursacht wurde. . . . 
von da ging ich nach Löwen und von Löwen den 
nächsten Weg durch das Land von Jülich nach Köln. 3m 
Rheinschiff fuhr ich dann den Rhein hinauf nach Mainz, 
von dort auf dem Rollwagen nach Speier. 
c) König Philipp. 
3m 3uni (1549) tarn in Speier König Philipp, des 
Kaisers Sohn, mit vielen großen Herren an, damals 22 3echte 
alt, also 7 3ahre jünger als ich. . .. 3hm hatte der Kaiser 
den Kardinal von Trient, einen Herrn von Madrutz, zum 
Marsch all zugeordnet, einen stattlichen, schöngewachsenen 
Herrn. Die Gesichtszüge des Prinzen zeigten deutlich an, 
daß Scharfsinn bei ihm nicht sonderlich vorhanden war und 
er’s seinem Herrn Vater schwerlich nachtun würde. Der 
Kurfürst von Heidelberg und andere Pfalzgrafen, wie auch 
die geistlichen Kurfürsten kamen mit ansehnlichem Gepränge 
dahin und warteten ihm beim Gang zur Kirche wie von der 
Kirche auf. Sein Herr Vater, Kaiser Karl, kam, wenn Kur- 
und andere Zürsten ihm aufwarteten, von seinem Gemach 
herunter, setzte sich vor der Treppe auf sein Pferd, und 
wenn die Kurfürsten und Fürsten, die auf dem Hofe hielten, 
herzuritten, war er wohl der erste, der sein Haupt vor ihnen 
entblößte; regnete es, so ließ er sich den Regen auf das 
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