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lönb wollte er, heißt es, nach Italien ziehen, um sich die Kai¬
serkrone zu erwerben; aber der Tod kam ihm zuvor. Er starb
nach siebenzehnjähriger, ruhmvoller Regierung, 936, und wurde
zu Quedlinburg begraben.
Otto I. (936—973), sein Sohn, folgte ihm in der Re¬
gierung und wurde zu Aachen mit ungewöhnlicher Pracht vom
Erzbischöfe von Mainz gekrönt. Hier brachten ihm die Großen
aus allen deutschen Landen ihre Huldigung dar, und bei dem
glänzenden Krönungsmahle verrichteten die vier übrigen Her¬
zoge (von Franken, Schwaben, Bayern und Lothringen) per¬
sönlich die Hofdienste.
Die ganze Regierung Ottcks war ein fast ununterbrochener
Krieg. Ueberall war er Sieger und schmetterte seine Feinde
zu Boden. Er glich einem Löwen, nicht nur an Kraft, sondern
auch an Edelmuth; denn großmüthig verzieh er stets dem Feinde,
der sich vor ihm demüthigte, und suchte ihn sogar durch Wohl-
thaten zu verbinden. Schwere Kämpfe hatte er gegen seine eige¬
nen Verwandten zu führen, die sich wiederholt gegen ihn auf¬
lehnten. In diesen blutigen Familienzwisten glaubten die be¬
nachbarten Völker eine erwünschte Gelegenheit zu finden, das
ihnen von seinem Vater auferlegte Joch wieder abzuschütteln.
Otto aber flog herbei, brachte die Empörer zur Ruhe und un¬
terwarf sich die Völker in der Lausitz und Mark bis an die
Oder. Auch führte er in diesen Gegenden das Christenthum
ein und gründete zu diesem Zwecke mehre Bisthümer, insbe¬
sondere Meißen, Merseburg, Havelberg, Brandenburg und
Magdeburg, die wie leuchtende Sterne die Nacht des Heiden¬
thums im Norden immer mehr erhellten. Auch die Dänen be¬
siegte er und führte bei ihnen das Christenthum ein.
Neue Unruhen riesen bald den König nach Italien. Hugo,
Gras von Arles, hatte sich dort des Thrones bemächtigt und
seinen Sohn Lothar zum Mitregenten angenommen. Als beide
aber ohne Nachkommen starben, bemächtigte sich Berengar,
Herzog von Jvrea im Piemontesischen, des Thrones und ließ
auch seinen Sohn Adelbert zum Mitregenten krönen. Um sich