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Nach der Forderung des Aristoteles (c. 18) müssen „die tragischen Dichter den
Chor wie eine der mitwirkenden Personen und einen integrierenden Teil des Ganzen
behandeln“. Die Chorpartien sind aber allmählich zu einer Art von Zwischenaktsmusik
geworden, während deren die Schauspieler sich für ihre Rollen umkleiden konnten
Was den Stoff und Inhalt der attischen Tragödien angeht, so sind es fast
ausschließlich alte Sagen, welche von den Dichtern verarbeitet und auf die Buühne
gebracht wurden. Aber es ist im höchsten Grade wunderbar, welchen hohen Gedanken—
inhalt sie damit zu verbinden gewußt haben. Der alte überlieferte Sagenstoff ist oft
nicht viel mehr als der Rahmen, in den sie ihre großen Gedanken eingefaßt haben.
Aeschylos, Sophokles, Euripides haben die wichtigsten Rätsel des Lebens zu lösen
gesucht; sie reden von dem furchtbaren, strengen Walten des unerbittlichen Schicksals,
von unserer Abhängigkeit von den Göttern, von den Absichten der Götter selbst, von
der Weltordnung. Bange Fragen werden gestellt über das Uebel, Glück und Unglück,
Recht und Unrecht. — Wie das Drama aus einem religiösen Volksfeste entstanden ist,
so haben die großen tragischen Dichter es als ihre Aufgabe betrachtet, die Zuschauer
religiöss zu erbauen und sittlich zu läutern. Dabei haben sie es verstanden, die
Religion außerordentlich zu vertiefen und aus äußeren Gebräuchen zu einem inneren
Vorgang im Menschenherzen zu machen.
Aeschylos (525 456 v. Chr.).
Er stammt aus vornehmer athenischer Familie und hat in den Perserkriegen bei
Marathon, Salamis, Platää tapfer mitgekämpft. In Sizilien ist er 456 gestorben.
Die drei an einem Tage gespielten Tragödien vereinigte er zu einer großen, in
sich zusammenhängenden „Trilogie“, wozu noch das Satyrspiel kam, so daß man auch
von vier Stücken, einer „Tetralogie“ spricht.
GErhalten sind sieben Tragödien des Aeschylos: die Perser, Agamemnon, Choẽ⸗
phoren, Eumeniden, Prometheus, Sieben gegen Theben, Schutzflehende.
Die „Perser“ sind ein Festspiel, das 472 v. Chr. bei der Einweihung des
Dionysos-Theater gespielt wurde und den Sieg der Griechen über den Perserkönig
Xerxes zum Inhalt hat.
Agamemnon, Chosphoren, Eumeniden bilden zusammen die einzige uns erhaltene
Trilogie „Orestie“, 458 aufgeführt. Sie erzählt uns:
1) die Ermordung Agamemnons durch Klytämnestra,
2) die Ermordung Klytämnestras durch Orestes,
3) die Lösung des Orestes.
Von Aeschylos sagt Aristoteles cap. 4: „Aeschylos brachte die Zahl der Schau—
spieler von einem auf zwei, verringerte den Anteil des Chores und gab dem Dialog
die Hauptrolle.“
Aus Aeschylos' „Persern“.
) Die Königin Atossa ahnt Unglück und erzählt ihren Traum (176 ff.):
u Träume sind mir fort und fort des Nachts
Gekommen, seit mit aufgebotner ren
Wein Sohn Verheerung drohend zog gen Griechenland.
Doch keiner trat so deutlich noch vor mir
Als in der letztvergangnen Nacht. Vernimm ihn denn!
Zwei Fraungestalten schienen mir vors 3
Zu treten, beide reich geschmückt, in persischen