Full text: Aus dem Reiche neuster Dichtung

Rudolf Presber 
Bloß ein Maler? Laß Er das gut sein, 
so ein Männchen im Schifferbart 
kann ein Kerl von Mark und Blut sein 
und von ganz besonderer Art. 
Da unten, wo sie sich drängen und stoßen 
und an des Lebens Rätseln kaun, 
nennen sie mich — trotz Kaunitz und Daun — 
heut noch mit Liebe: Friedrich den Großen; 
glaub' Er nicht, Seydlitz, daß ich mich brüste — 
menschliche Größe, mon dieu, ein Hauch; 
und ein Esel, wer's nicht wüßte: 
Wie eine Rose welkt sie am Strauch; 
wie ein Feuer kann sie erkalten, 
wie eine Wolke kann sie verwehn, 
nur die Liebe mag sie erhalten, 
nur in der Kunst darf sie auferstehn. 
Meine Truppen, tausendhändig 
haben sie welkenden Lorbeer gebracht; 
doch der Kleine dort hat mich lebendig 
in den Herzen der Nachwelt gemacht. 
Mich und Ihn und Seine Schwadronen, 
unsren Feinden zum Ärgernis; 
und ich soll's ihm nicht herrlich lohnen — 
Travailler pour le roi de Prusse? 
Deshalb bilden auf himmlischen Straßen 
preußische Truppen ihm heut das Spalier. 
Laß Er den „Hohenfriedberger“ blasen — 
Dieser Kleine gehört zu mir! 
Denn er hat in begnadeten Stunden, 
wenn er fleißig den Pinsel geführt, 
in dem König den Menschen gefunden 
und im Menschen den König gespürt. 
Ohapeau bas! die Herrn Offiziere! 
„Präsentiert!“ — Ein Griff und ein Blitz — 
„Meister, erlaub' Er, daß ich Ihn führe, 
Sein gnädiger König, der alte Fritz!“
	        
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