94 Ilse Frapan.
stücks zu fragen. Das heißt, er wartete erst drinnen eine
halbe Stunde lang, denn der Raum war voll Kunden,
Ind es war nicht seine Natur, sich vorzudrängen.
Außerdem war solch ein Kauf ein wichtiges Ereignis, zu
ß dem man die gehörige Muße haben mußte. Der nahe An⸗
blick all der guten, festlich aufgeschmückten Sachen machte
ihn die Zeit vergessen; ja der elegante Verkäufer mit den
schlanken Handbewegungen hatte ihn schon zweimal ge⸗
fragt, was er denn wünsche, ehe er die Gedanken sammeln
10 on le. Als der Kleine auf das Schaustück, den großen
Aal, zeigte, nannte er eine sehr bedeulende Summe, wobei
seine im Abschätzen geübten Augen verstohlen musternd
uüber die sonderbare Gestalt hinliefen, bis hinunter zu den
gestreiften Sommerbeinkleidern. Das Gesicht des Käufers
is zog sich ein bißchen in die Länge; mit aller Umständlich-
leit brachte er aus der Brusttasche einen gestrickten grauen
Geldbeutel zum Vorschein, schob die Ringe hin und her
und schüttelte langsam und vorsichtig den Inhalt in seine
Hand, um ihn zu überzählen. Inzwischen ward er durch
20 gewichtigere Kunden wieder in den Hintergrund verschoben,
Und als er herausgefunden, daß der geforderte Preis seine
Barschaft weit überstieg, verschwand er wehmütig und
geräuschlos, ohne ein weiteres Wort und gleichsam mit
hängenden und eingeklemmten Rockschößen. Draußen aber
25 warf er noch einen langen Abschiedsblick auf das ver⸗
lockende Wassergeschöpf, das ihm nicht gehören sollte, seufzte
tief und hüpfte dann wieder vorwärts, zum Dammtor
hinaus. Die Lichter und Häuser blieben dahinten, vor
ihm lag der große, nun völlig dunkle botanische Garten,
30 dessen hohe Gitterflügel geschlossen waren. Wie er aber
mi den Händen daran hintastete, fand sich noch ein nach⸗
giebiges Seitenpförtchen, das im Hffnen einen singenden
Zaut von sich gab, uͤnd nun lief der Kleine zwischen den
eren Beelen und Büschen und unter den hohen Nadel⸗
5 baumkronen sicher vorwärts, bis der Weg sich senkte und